Früher kamen die Spaßroadster zumeist aus England oder Italien – heute aus Kalifornien. Eine extrem lang gezeichnete Motorhaube, dazu ein kurzes Heck, fließende Karosserielinien und das typische Roadster-Feeling - fertig ist der LC 470. Das sportive Leichtgewicht aus den USA hat einiges zu bieten. Denn in seinem Design erinnert der Lucra an die Rennwagen aus dem Hause Lister/Cunningham aus den fünfziger Jahren.
Briggs Swift Cunningham II hatte sich in den frühen Fünfzigern einen Ruf als Konstrukteur, aber auch Rennteam-Besitzer und Fahrer erworben, wobei er bei Rennen wie den "12 Stunden von Sebring", auf dem Race-Track in Watkins Glen oder gar bei den legendären "24 Stunden von Le Mans" auf seine selbst entworfenen Prototypen-Wagen vertraute. 1955 ging Cunningham letztlich eine Kooperation mit Hersteller Jaguar ein, bei der man gemeinsam Rennwagen kreierte und der Amerikaner zugleich in seinem Showroom an der New Yorker Fifth Avenue Jaguar D-Type-Modelle zum Verkauf anbot.
Ein Feuer in den Jaguar-Werkshallen machte seinerzeit eine erfolgreiche Weiterproduktion zunichte – doch eine Lösung für das Problem sollte sich schnell in Form der Person des Brian Lister finden. Lister, auch seit den frühen fünfziger Jahren im Rennsport mit eigenen Sportwagen-Kreationen aktiv, avancierte für die Briten im Laufe der nächsten Monate zum offiziellen Rennwagenbauer, da man ja selbst durch die zerstörten Werkshallen gehandicapt sein sollte.
Insgesamt 17 Fahrzeuge entstanden, die ersten beiden Boliden wurden dabei an Cunningham ausgeliefert. Er führte sein Rennteam rund um Fahrer Walt Hansgen im Lister-Cunningham-Jaguar an die Spitze der nationalen Sportwagen-Meisterschaft – und ebnete so den Weg für die Legende des "LC"-Sportlers.
Von 0 auf 100 in 3,5 Sekunden
Diese automobile Legende lebt jetzt in Form des Lucra Cars LC 470 wieder auf. Der neuzeitliche Spaßroadster hat ein Gestell aus pulverbeschichtetem, vier Zoll dickem Stahlrohr. Mit einer Gewichtsverteilung von 53 Prozent auf der Hinter- und 47 Prozent auf der Vorderachse gibt sich das Konstrukt mit Frontmotor und Heckantrieb ausgewogen. Die Räder mit ihren 9,5 und 11 x 17 Zoll großen Aluminiumfelgen und den 275/40er und 315/35er Reifen sind vorne wie hinten einzeln aufgehängt, Alu-Stoßdämpfer und Composite-Federn gewährleisten einen praktikablen Restkomfort. Sturz, Spur und Nachlauf sind individuell einstellbar.
Als Basis dient ein ZZ4-V8 mit 5,7 Litern Hubraum und Vergasersystem, der 375 PS leistet. Wer will, kann sich aber auch für eine elektronische Kraftstoffeinspritzung entscheiden, dann gepaart mit einem LS6-V8 (5,7 Liter, 400 PS), einem LS3-V8 (6,3 Liter, 550 PS) oder einem LS7-V8 aus der Corvette Z06 mit 630 Pferdestärken.
Gekoppelt sind die Aggregate dann an ein Sechsgang-Schaltgetriebe aus dem Hause Tremec, ein Dana-Limited-Slip-Differential ist um Traktionsoptimierung an der Hinterachse bemüht. Im Falle des LC 470 kommen belüftete Scheibenbremsen mit PBR-Kolben zum Einsatz, Edelstahl-Bremsleitungen, unabhängige Kreisläufe vorne und hinten sowie ein Doppel-Hauptbremszylinder bürgen für Sicherheit. Ausgestattet mit dem 400 PS-V8 bewältigt der kraftvolle Roadster den Sprint auf 100 km/h in 3,5 Sekunden, dem Luftwiderstand beugen muss er sich bei rund 290 km/h.
Zwei Meter? Kein Problem
Die fließend weich gezeichnete Karosserie in ihrem klassischen Design ist komplett aus Karbon gefertigt und wiegt deutlich unter 100 Kilogramm, ein Soft- oder ein Hardtop sind ebenso erhältlich. Der Basisentwurf stammt von Chuck Beck, wobei Lucra Cars das Konzept in die Gegenwart adaptierte. Das Interieur gibt sich puristisch, aber auch im Detail sehr überzeugend verarbeitet.
Es bietet Platz für zwei Personen, wobei auch zwei Meter Körpergröße laut Luke Richards, Chef von Lucra Cars, keinerlei Problem darstellen sollen. Die Position der Sportsitze und der Pedalerie ist auf den Piloten anpassbar, auch die Teleskop-Lenksäule ist verstellbar. Sechspunkt-Gurte halten die Passagiere auf den vorgesehenen Plätzen, selbst bei extremen Kurvenmanövern, die dank des niedrigen Schwerpunktes des LC 470 möglich sind.
Farblich lassen sich hier, aber auch in Sachen Karosserie nahezu alle Wünsche erfüllen, verspricht Lucra Cars. Bestellbar ist der LC470 in den zwei Ausstattungsvarianten "S Package" mit 550 PS für rund 100.000 Euro und als rund 130.000 Euro teures "SC Package" mit 630 PS. Hier gibt es unter anderem seitliche Steckscheiben, Softtop und Cockpit-Comfort-Paket.
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