Der automobile Höhepunkt der diesjährigen CES kommt ähnlich wie im vergangenen Jahr vom viel diskutierten Hersteller Faraday Future. Die amerikanischen Chinesen wollen mit ihrem 5,25 Meter langen und 1050 PS starken Elektrocrossover FF 91 nicht weniger als die Mobilität der Zukunft erfinden. 700 Kilometer Reichweite, 500 Kilometer Akkuladung in einer Stunde und ein Preis weit jenseits der 100.000 Dollar lassen für das 2018 geplante Serienmodell jedoch viele Frage offen - auch weil die Fabrik in Nevada nicht einmal im Rohbau steht.
Der durchaus sehenswerte FF 91 präsentiert sich bestens vernetzt und bietet ein in sich geschlossenes Ökosystem, das sich per Smartphone, Stimme und Berührung intuitiv bedienen lassen soll - inklusiv künstlicher Bordintelligenz. "Er lernt, wann der Fahrer sportlich unterwegs sein möchte, wann es betont komfortabel sein soll und welche Temperatur er bevorzugt", erläutert Faraday-Entwicklungsexperte Hong Bae. Und: "Einen Schlüssel gibt es nicht mehr."
Nicht ganz so lautstark wie der FF 91 präsentiert Toyota seine Konzeptstudie des Concept-i, die neben ihrem gefälligen Design innen und außen ebenfalls das Thema künstliche Intelligenz in Szene setzt. "Bei Toyota geht es uns nicht darum, ob die zukünftigen Autos vernetzt oder autonom unterwegs sind", sagt Toyotas Senior Vice President, "es geht um die Erfahrung der Menschen, die sich mit diesen Autos auseinandersetzen. Mit unserem Concept-i und seiner künstlichen Intelligenz gehen wir davon aus, dass das Fahrzeug seinem Nutzer etwas zurückgeben kann."
Ähnlich weit von der Realität entfernt erscheint auf der CES 2017 die Studie des Chrysler Portal Concept. Der Familienvan wurde für maximalen Aufenthaltswert von innen nach außen designed. Vollvernetzung und autonomes Fahren ist dem Zukunftsmodell mit einer elektrischen Reichweite von über 400 Kilometern in die Wiege gelegt. In 20 Minuten kann das Elektromobil für eine Strecke von über 200 Kilometern erstarken.
Die Studie des autonomen Familienmobils richtet sich an die so genannten Millenials. An die Generation also, die zwischen 1982 und 2001 geboren wurde. 75 Prozent aller Kinder werden in den nächsten Jahren einen Elternteil aus dieser Generation haben, die entsprechend wichtig für die Autoindustrie wird.
Rinderknecht präsentiert auf der CES 2017 mit dem E-Mobil eine Art Kleingarten auf Rädern
Ist das Chrysler Portal Concept autonom (Stufe 3/4) im Straßenverkehr unterwegs, fährt das Lenkrad ebenso ins Armaturenbrett zurück, wie beim Zulieferer Bosch, der auf der CES einen Blick in die autonome Fahrzeugzukunft werfen lässt. Die Bedienung findet dabei nicht nur über Touchfunktionen statt, sondern auch über Eye-Tracking und Gestensteuerung.
Honda gibt mit seinem Winzlingsmodell des Honda NeuV einen Ausblick auf den ersten autonomen Honda. Weitere Details behalten sich die technikverliebten Japaner wohl für die Tokio Motorshow im Herbst vor. Nicht viel größer ist die knallrote Studie des Rinspeed Oasis. Der Schweizer Querkopf Frank Rinderknecht präsentiert auf der CES 2017 mit dem E-Mobil eine Art Kleingarten auf Rädern - ein Elektromobil für die überfüllten Citys, das auf Wunsch jederzeit selbst die Steuerung übernehmen kann.
Seine elektrische Antriebstechnik stammt vom Zulieferer ZF. Das "Intelligent Rolling Chassis" (IRC) liegt im Trend und ist flexibel. Außerdem hat die Architektur noch den ein oder anderen Trumpf im Ärmel: Die Vorderräder können bis zu einem Winkel vom 75 Grad eingeschlagen werden. Das ergibt einen sehr engen Wendekreis. Unterstützt wird die Agilität des Vehikels durch zwei E-Motoren mit einer Leistung von je 40 kW. Die befinden sich nahe der Räder an der Verbundlenker-Hinterachse und können einzeln angesteuert werden. Dieses Torque Vectoring hilft bei der Wendigkeit.
Aber auch die Hippies kommen im Westen der USA auf ihre Kosten. Nomen es Omen: Unter der Windschutzscheibe des Rinspeed Oasis befindet sich ein kleines Blumenbeet. "Ich will hier gar nicht mehr von einem Auto reden, sondern von einem Mobilitätskonzept", erklärt der Eidgenosse. Das Interieur soll mit dem Wohnraum verschmelzen und den Passagieren allen erdenklichen Komfort bieten: Dazu gehören bequem Lounge -Sessel und eine potente Sound-Anlage.
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