Wer sich in den hell erleuchteten Messehallen Aston Martins mächtiges Luxus-Ufo anschaut, der denkt unwillkürlich an visionäre Ideen wie den Mercedes F 015 oder den Audi Aicon. Beide zeigten in die automobile Zukunft, in der das Lenkrad keine große Rolle mehr spielt und es nur darum geht, möglichst entspannt und luxuriös ans Ziel zu kommen. Genau das will auch das Lagonda Vision Concept, der Ausblick in eine neue Aston-Martin-Zukunft.
"Wir glauben, dass Menschen Luxus in ihren Autos mit einem gewissen traditionellen und sogar altmodischen Ansatz verbinden, weil ihnen bisher nur das zur Verfügung stand", sagt Aston-Martins CEO Andy Palmer: "Lagonda existiert, um dieses Denken in Frage zu stellen und zu beweisen, dass Modernität und Luxus keine sich ausschließenden Konzepte sind."
Das Aston Martin Lagonda Vision Concept wird auf dem Genfer Automobilsalon kein Einzeltäter sein. Neben ihm werden im kleineren Maßstab zwei Schwestermodelle stehen, ein Coupé und ein SUV. Die sollen unterstreichen, in welche Richtung sich das Design der Briten in der kommenden Dekade entwickelt.
Das Fahrzeug wurde von innen nach außen entwickelt und so gibt es im Innern vier bequeme Loungesessel, von denen sich die vorderen zwei um 180 Grad nach hinten drehen lassen, wenn sich Fahrzeug im autonomen Fahrmodus befindet. Der Fahrer kann entscheiden, ob er selbst zum Lenkrad greift, dies zum Beifahrer herüberschiebt oder im Armaturenbrett verschwinden lässt und autonom unterwegs ist. Details zum elektrischen Allradantrieb gibt Aston Martin auf dem Genfer Salon noch nicht preis. Die Reichweite soll im Realbetrieb mit einer Akkuladung jedoch bei über 600 Kilometern liegen.
Lagonda ist für Aston Martin etwas ähnliches wie Maybach für Mercedes
Im eleganten Innenraum des Lagonda Concept gibt es nicht nur moderne Materialien wie Kohlefaser und Keramik, sondern auch Klassikelemente wie Cashmere und Seide. So blickt man auf Seidenteppiche und handgewebte Wollpolsterungen, die in perfekter Harmonie mit Carbonfaser-Einfassungen und funktionalen Keramikfliesen leben, die sich öffnen und schließen, um beispielsweise die Belüftung zu verändern oder die Lautstärke der Musik anzupassen.
"Lagonda braucht keinen großen Platz auf der Straße, um ein prunkvolles Statement abzugeben", sagt Aston-Martins Kreativkopf Marek Reichman: "Es ist, als würde man die Concorde mit der erstklassigen Kabine eines konventionellen Verkehrsflugzeugs vergleichen. Durch den Verzicht auf traditionelle Architektur wie Parthenon-Gitter und massive Frontbereiche und durch die Verwendung von Strom als Antriebsquelle kann das Lagonda-Design unverwechselbar und luxuriös sein, ohne aufdringlich zu wirken."
Lagonda ist für Aston Martin etwas ähnliches wie Maybach für Mercedes. Die ursprüngliche Automobilmarke wurde vor allem in den 1930er-Jahren durch Erfolge beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans bekannt und stand schnell auch für Luxus. Unter der Leitung des Konstrukteurs Walter Owen Bentley etwa entstand 1936/37 unter anderem ein Luxuswagen mit einem neu konstruierten Zwölfzylinder-V-Motor, einem Hubraum von 4,5 Liter und einer Leistung von 175 PS. Damit konkurrierte Lagonda direkt mit Rolls-Royce und Daimler.
Später ging die Marke Lagonda in Aston Martin auf und wurde 1964 als eigenständige Marke eingestellt. Danach gab es immer wieder mal Versuche, die Marke neu zu beleben - ohne allzu viel Erfolg. Seit 1974 nutzt Aston Martin den Namen nun als Modellbezeichnung für eine Reihe besonderer Modellvorhaben. Zuletzt hatten die Briten geplant geplant, die Marke Lagonda für ein Luxus-SUV wieder zu beleben und auf dem Genfer Salon 2009 eine Stylingstudie vorgestellt. Daraus wurde dann aber doch nichts. Jetzt also steht Lagonda für eine elektrische Luxuslimousine.
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