Kurz & bündig
|
[+] Sportliche Fahrleistungen beim Benzoner, ordentliche beim Diesel, gutes Raumangebot, exakte Schaltung, präzise Lenkung, agiles Handling, sicheres Fahrverhalten |
[-] Geringe Übersichtlichkeit vor allem nach vorne, künstlich klingender Motorsound im Sportbetrieb |
|
Der Ford Focus ST ist seit 2002 das starke Mitglied der Ford-Familie. Stets mit ein wenig Schwierigkeiten, bei Nässe die geballte Kraft auf die Straße zu bekommen, hat er sich im Laufe der Jahre zu einer beliebten Sportskanone im Schatten von VW Golf GTI und GTD gemausert. Dass in den Focus bestens ein Dieselmotor passt, ist seit längerem klar. Ab sofort gibt es den ST mit 184 Diesel-PS.
Sein Hubraum von zwei Litern entspricht dem des 250 PS starken Benziners. Jedoch kitzelt er nur 185 PS aus den vier Brennkammern. Den Leistungsverlust versucht er mit 40 Newtonmeter mehr, in Summe also 400, wieder wettzumachen. Doch sind ihm seine Schwächen nicht nur bei der eher durchschnittlichen Höchstgeschwindigkeit anzumerken. Ein Sportler, dem bei 217 Kilometer pro Stunde die Puste ausgeht, ist nicht so recht ernst zu nehmen. Der Benziner knabbert immerhin mit 248 Sachen an der in Deutschland üblichen und abgeregelten 250er-Marke.
Was der Diesel in puncto Höchstgeschwindigkeit vermissen lässt, das holt er beim Spritverbrauch wieder heraus. Doch wer Treibstoff sparen möchte, kann auch gleich nach dem nächst kleineren Dieselaggregat greifen und muss nicht versuchen, die angepeilten 4,2 Liter auf 100 Kilometer zu treffen. Denn so richtig viel Fahrspaß verbreitet der ST-Diesel nicht. Zu sehr suchen seine beiden angetriebenen Vorderräder immer wieder nach Traktion. Selbst auf trockener Fahrbahn will dies beim beherzten Tritt aufs Gas am Kurvenausgang nicht funktionieren. Bei Nässe ist es ganz vorbei mit der auferlegten Sportlichkeit.
Dabei werden der Fahrer und sein Co-Pilot stets an das sportliche Potenzial erinnert. Die Sportsitze im ansprechend neu gestalteten Innenraum sind so stark konturiert, dass eine schmächtige Rennfahrer-Figur von Nöten ist, damit sich die Seitenwangen nicht allzu tief in die Hüfte bohren.
Beim Benziner schaut das anders aus. Seine Beschleunigung und Leistungsentfaltung verläuft harmonisch linear und somit auch hervorsehbarer und angenehmer. Mit den 1,4 Tonnen Leergewicht hat er zu keinem Zeitpunkt Schwierigkeiten. Lediglich bei feuchtem Straßenbelag muss er ebenfalls mit Traktionsverlust kämpfen. Dank der verbesserten Fahrdynamik-Regelung Torque Vectoring Control gelingt ihm das auf trockener Fahrbahn besser, als es noch seinem Vorgänger.
Schick ist das veränderte und wesentlich schärfere, sprich aggressivere, Design geworden
6,5 Sekunden bis Tempo 100 - das kann sich sehen lassen. Dass dabei der Motorensound mehr an einer am heimischen Computer designten Geräuschkulisse erinnert als an einen kernigen Sportwagen, schmälert ein wenig den Geschwindigkeitsrausch.
Dafür verhalten sich beide Motorisierungen im Stadtverkehr unauffällig und zurückhaltend. Kein nervendes Brummen, kein Diesel-Nageln und eine hervorragend auf den Großstadteinsatz abgestimmte Federung sowie eine für den Ford-Konzern üblich sehr gute Lenkung sind bei allen Versionen verbaut. Einzig das Fehlen eines Abstandswarners für die Front stört etwas. Doch wer sich den entweder 4,36 Meter langen Viertürer oder den 20 Zentimeter längeren und 950 Euro teureren Kombi mit bis zu 1.516 Litern Gepäckraum zulegt, der hat hoffentlich viel Zeit, sich mit den Abmessungen vertraut zu machen.
Schick ist das veränderte und wesentlich schärfere, sprich aggressivere, Design geworden. Neben der markanten Front fällt vor allem die mittig angeordnete Doppelauspuffanlage auf. Das für beide Motorvarianten erhältliche manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe sowie die drei Ausstattungsvarianten komplettieren den sportlichen Auftritt des neuen Focus ST.
Mit seinem Einstiegspreis von 28.850 Euro liegt der Ford Focus ST ausstattungsunabhängig gesehen 600 Euro über dem seines Vorgängers. Den Diesel gibt es für 800 Euro Aufpreis. Wer auf der Suche nach einem sportlichen Kompaktmodell ohne Golf-Gene ist, der kommt an dem Benziner nicht vorbei. Denn den benzinertypischen Mehrverbrauch macht er ohne weiteres durch ein wesentlich ausgewogeneres und somit auch sportlicheres Fahrverhalten wieder wett.
Die Sounds zu diesem Auto auf |
|
|
|
"Es gibt den Ford Focus ST nun auch als Diesel. Ein netter Versuch - aber das sportliche Versprechen des ST kann er nur eingeschränkt erfüllen."
Marcel Sommer |
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
|
|