Die Laune hat sich deutlich gebessert. Die Zugewinne der Autoindustrie stammen zwar meist aus den USA und insbesondere China. Doch auch in Deutschland sind Autos wieder im Kommen. Dabei ist der gesamtwirtschaftliche Aufschwung nur die eine Seite der Medaille. Denn nach und nach scheinen auch immer mehre Deutsche wieder Lust aufs Auto zu haben. Und: Der fahrbare Untersatz war 2010 selbst für Umweltverbände und die Anti-Auto-Lobby nicht mehr die Dreckschleuder schlechthin. Die Bestrebungen der Industrie, Verbräuche zu senken und Abgase zu verhindern, sind gewaltig und kostenintensiv. Das spüren viele und honorieren die meisten.
Deutlich wurde in diesem Jahr auch, dass Elektroautos keinesfalls ein Allheilmittel sind. Modelle wie Mitsubishi i-MIEV, Peugeot iOn und Citroën C-Zero sind demnächst auf dem Markt, weitere stehen in den Startlöchern. Doch die Kaufpreise sind astronomisch und so können sich allenfalls Energieunternehmen und Firmen aus der Energiebranche leisten, die elektrischen Imageprodukte zu kaufen oder zu leasen. Für den normalen Endkunden sind die Stromer bis dato uninteressant.
Mehr denn je setzen sich dagegen ebenso verbrauchsarme wie leistungsstarke Benziner in Szene. Kleinere, aber nicht zu kleine Hubräume scheinen in den nächsten Jahren das Maß der Dinge zu sein. Hier hat 2010 einen Trend gesetzt, der sich fortsetzen wird. Für Diesel unterhalb der Mittelklasse scheint es dagegen schwer zu werden.
Die meisten Autohersteller sind aus den Negativschlagzeilen hinaus. Auch die drei großen US-Firmen können wieder durchatmen. Chrysler müht sich unter Fiat-Regie redlich, General Motors wittert Morgenluft und Ford scheint besonders in Europa fitter aufgestellt denn je. Ruhiger ist es um den deutschen GM-Ableger Opel geworden. Dort enttäuschte das neue Volumenmodell Astra keinesfalls als Modell an sich - doch gegen den schier übermächtigen VW Golf hat der üppig dimensionierte Astra in der wichtigen Kompaktklasse keinen Boden gut gemacht.
Positive Überraschung
Auffälliger setzen sich derweil die koreanischen Hersteller Hyundai und Kia in Szene. Ganz anders die Japaner: Toyota und Lexus würden das Autojahr 2010 besonders in Deutschland nur zu gerne aus den Geschichtsbüchern streichen. Die Negativ-Schlagzeilen durch nicht enden wollende Rückrufaktionen sorgen zusammen mit wenigen Neuheiten für einen deutlichen Abwärtstrend, den es 2011/2012 aufzuhalten gilt.
Zu den großen Gewinnern gehört auch 2010 erneut der Volkswagen-Konzern, der nach wie vor fast alles richtig zu machen scheint. Die Produkte boomen klassenübergreifend. Mit Passat und Sharan stießen zwei neue Modelle der Kernmarke ins Herz der Konkurrenz. Während Seat blass blieb, zeigt sich Skoda unverändert stark. Seat hat ein schweres Jahr hinter sich. In Szene setzen konnte sich nur der neue Seat Alhambra als Derivat des VW Sharan.
Die deutschen Premiumhersteller können sich allesamt nicht beklagen. Zur größten positiven Überraschung wurde hier der 5er BMW. Dass dieser gut werden würde, war nicht nur Experten klar. Wie stark er die Konkurrenz unter Druck setzen würde, überraschte dagegen viele. Besonders die kaum ältere E-Klasse von Mercedes sah den 5er an sich vorbeirauschen und in Ingolstadt wartet man gespannt auf 2011, wenn im Frühjahr der neue A6 kommt.
Mini maxi
Nicht so stark wie erwartet verlief in vielen Regionen bisher der Start des Audi A1. Er konnte den Mini kaum ernsthaft unter Druck setzen und sollte sich im kommenden Jahr mit mehr Sportlichkeit jedoch effektvoller in Szene setzen können. Der Mini zeigte mit dem Countryman, dass es auch maxi geht. Die Bestelllisten sind voller denn je.
Freuen kann sich Mercedes-Benz. Auch für die Marke mit dem Stern lief es 2010 wieder prächtig. Einen Sensationserfolg gab es für den Prototyp des Mercedes SLS E-Cell. So stark und so sexy kann ein Elektroantrieb sein. Viele Porsche-Fans hatten befürchtet, dass die Sportwagenmarke aus Zuffenhausen durch den VW-Einfluss verblassen würde. Zumindest 2010 gab es das Gegenteil zu erleben. Das Jahr lief insbesondere durch den neuen Panamera und den neuen Cayenne prächtig.
Technologisch hat sich markenübergreifend 2010 überraschend wenig getan. Die Techniken waren allesamt schon bekannt. Da sind zum einen Effizienzmaßnahmen, aber auch Fahrer-Assistenzsysteme, die sich mit Volumenmodellen wie VW Passat oder Opel Astra zunehmend durchsetzen. Etwas mehr hatte man vom Fiat-Konzern erwartet, wo man sich jenseits des 500 TwinAir ohne echte Neuheiten kaum signifikant in Szene setzen konnten.
Ausrufezeichen
Bei Jeep gab es zum Jahresende ein Ausrufezeichen. Der neue Grand Cherokee auf Basis der aktuellen Mercedes M-Klasse ist ein Klasse-Auto geworden. Ebenfalls ein Lichtblick: das neue Volvo-Doppel aus S60 und V60. Volvo gehört mittlerweile dem chinesischen Unternehmen Geely. Doch ansonsten war 2010 von den Chinesen wenig zu hören – zumindest in Europa und speziell Deutschland.
Wie war 2010 für die Franzosen? Die Verkäufe blieben im erwarteten Rahmen und echte Neuheiten gab es vorrangig bei Citroen, die mit C3/DS3 sowie C4/DS 4 Lust machen. Renault setzt weiter auf das Thema Elektroantrieb und Peugeot atmet tief durch, um den neuen 508 und die Kombination aus Elektro- und Dieselantrieb in Serie zu bringen. Das kommt jedoch erst Anfang 2011.
Nur besser werden kann es für einige der japanischen Hersteller. Honda hatte außer einem zahnlosen CR-Z nicht viel zu bieten und auch bei Mitsubishi blieb - abgesehen von dem ordentlichen Crossover ASX - blass. Nissan setzt fast alles auf das neue Elektroauto Leaf. Doch nur das Thema "Elektro" ist eben zu wenig – gerade für die ehemals sportlichste Asienmarke. Mazda musste sich 2010 ebenfalls in Enthaltsamkeit üben. Ein gründlich überarbeiteter Familienvan wie der Mazda5 ist zu wenig. Nächstes Jahr soll es mit der neuen Designlinie Kodo und einem Nachfolger des CX-7 besser werden.
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