Es hat im Frühjahr 2014 ebenso spektakulär wie lautstark begonnen. Der Lamborghini Huracan LP 610-4 als Gallardo-Nachfolger und der Audi R8 sollten auch bei den jeweils zweiten Generationen die Reihenfolge ihrer Präsentation beibehalten. Zwar wurden beide Modelle deutlich näher gemeinsam in Neckarsulm, Ingolstadt und Santa Agatha miteinander entwickelt. Doch dann durfte der Huracan als Ersatz für den hoch betagten Gallardo zuerst auf die Bühne. Sein deutscher Bruder, der Audi R8, wird erst Mitte 2015 auf Straßen und Rennstrecken hinausfahren.
Im Gegensatz zum Lamborghini Huracan ist der R8, obwohl ebenfalls von Grund auf neu entwickelt, seinem Ahnen wie aus dem Gesicht geschnitten und mutet eher an wie eine gründliche Modellpflege an. Immerhin: Bei der Antriebstechnik und technischen Finessen bleibt die Augenhöhe. Die geplanten Turbotriebwerke blieben erst einmal in der Entwicklungsabteilung und sollen erst mit Laufe der Produktionszyklen nachgereicht werden, um die Modelle frischer und effizienter werden zu lassen.
Doch es geht nicht zwangsläufig um das Recht des Erstgeborenen. Manchmal ist es auch die schlichte Qualität an sich, die Modell und Marke in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Keine andere Konzernmarke hat das in den vergangenen Jahren eindrucksvoller geschafft, als Škoda. Die Zeiten, in denen tschechische Billigmodelle im Volkswagenkonzern das untere Ende der Nahrungskette bildeten, sind lange vorbei.
Die Erfolgsbeispiele der vergangenen Jahre sind zahlreich und eindrucksvoll. Doch so richtig in Schwung kam der Sturm auf das Wolfsburger Konzernschloss mit der jüngsten Octavia-Modellreihe, die sich zu viel mehr als einem Kompaktklasseschreck entwickelt hat. In Deutschland sind ein Drittel der rund 50.000 verkauften Octavia-Modelle die leistungsstarken RS-Versionen. Alternativ mit 184 Diesel- oder 220 Benzin-PS erhältlich, sind sie der stille Traum vieler Familienväter, die Platz brauchen und Fahrspaß wollen.
Lange Lieferzeiten sind die logische Folge. Was sich mit dem neuen Škoda Fabia als echte Alternative zu Opel Corsa, Peugeot 208, Ford Fiesta aber besonders dem Konzernbruder VW Polo fortsetzte, wird in diesem Frühsommer einen neuen Höhepunkt erleben.
Denn der nächste Škoda Superb wird längst nicht nur dem Opel Insignia, Peugeot 508 oder Ford Mondeo Konkurrenz machen. Der 4,86 Meter lange Tscheche greift neben bekannten Platzqualitäten erstmals auch mit einem schmucken Design die interne Konkurrenz an. Dabei dürften Dimensionen, Ausstattung, Antrieb und Preis nicht nur den VW Passat als Limousine und Variant aufmischen, sondern auch zahlreiche Dienstwagenfahrer ins Grübeln bringen, die sich bisher ohne Umschweife für Audi A4 oder gar den nochmals klassenhöheren Audi A6 entschieden.
Jetzt kann Seat, lange Jahre ungeliebtes Konzernspielzeug, endlich freier atmen und hoffen, Gewinne zu erwirtschaften
"Wir werden uns bei den Preisen am aktuellen Superb orientieren", sagt Škoda-Vorstandschef Winfried Vahland, der aktuell erstmals stolz auf eine Million verkaufte Skodas pro Jahr blicken kann. "Es wird bei rund 25.000 Euro losgehen. Wir wollen damit alte Kunden halten und 35 Prozent neu erobern - gerade auch mit der Limousine." Platz ohne Grenzen und die breite Antriebspalette aus dem VW-Konzernregal mit Dreingaben wie Doppelkupplungsgetrieben, Fahrerassistenzsystem oder Allradantrieb hinterlassen bei der Konkurrenz Fragezeichen.
Auch Seat darf deutlich mehr als noch vor Jahren. Der aktuelle Leon ist eine sehenswerte Alternative zum VW Golf und drängt Ford Focus, Opel Astra oder Peugeot 308 in die Enge. Sogar bei den günstigen Einstiegsmodellen wie dem Seat Toledo gibt es technische Dreingaben wie LED-Scheinwerfer und Fahrerassistenzsysteme, mit denen einst nur Audi und Volkswagen glänzen durften.
Zudem war das lange Betteln nach einem Crossover letztlich doch noch von Erfolg gekrönt. Nachdem der Seat Tribu bereits auf der IAA im Herbst 2007 gezeigt wurde, schaffte er es jahrelang nicht durch die Wolfsburger Entscheidungsgremien. Ihm schien als Studie des IBX das Schicksal des doppelsitzigen Spaßroadsters Seat Tango zu drohen, der sechs Jahre zuvor an gleicher Stelle viel Applaus, aber niemals eine Baugenehmigung bekam.
Jetzt kann Seat, lange Jahre ungeliebtes Konzernspielzeug, endlich freier atmen und hoffen, unter Konzernlenker Jürgen Stackmann Gewinne zu erwirtschaften. Der Seat Leon Cupra darf - allerdings nur mit Frontanrieb - gegen Audi S3 und VW Golf R - antreten, der Leon ST X-Perience ebenfalls bei VW CrossGolf und Audi A4 Allroad wildern und der Seat SUV sollte sich ab 2016 nicht nur in Südeuropa nennenswerter Nachfrage erfreuen.
Nur bei den alternativen Antrieben bleiben die Konzernableger weiter an der kurzen Leine. Elektroversionen wie VW E-Up oder E-Golf, bivalente Modelle oder Plug-In-Hybride wie VW Golf GTE, Porsche Panamera S-Hybrid oder Audi A3 e-tron bleiben erst einmal den Kernmarken vorbehalten. Da der Erfolg der Alternativversionen jedoch weiter in den Sternen steht, ist man darüber wohl weder bei Škoda, noch bei Seat oder Lamborghini ernsthaft traurig.
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