Kurz & bündig
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[+] Viel Platz, gutes Raumkonzept, großer Kofferraum, solide Verarbeitung, durchdachte Ablagen, kleiner Wendekreis, guter Fußgängerschutz |
[-] Etwas behäbige Motoren, Sitz für große Fahrer nicht weit genug zurückstellbar, ab 120 km/h störende Windgeräusche, gewöhnungsbedürftige Anordnung einiger Schalter |
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Masaaki Tsunoda's Stimme bekommt einen sanften Klang, wenn es um den FR-V geht: "Dieses Auto ist mein Baby." Den Honda-Projektleiter verbindet Persönliches mit dem Minivan. Einmal, so erzählt er, sei er mit seinem kleinen Sohn im Leih-Cadillac unterwegs gewesen. Weil der Filius auf dem Rücksitz bald quengelig geworden sei, habe er ihn nach vorne auf die durchgehende Sitzbank des Straßenkreuzers geholt, direkt neben sich in die Mitte. Sein Sohn habe diese Fahrt auf Tuchfühlung "in der ersten Reihe" genossen und eine rege Unterhaltung sei das Resultat gewesen.
Das prägende Vater-Sohn-Erlebnis, so die Legende, war Anlass zu dem Raumkonzept, das Tsunoda und sein Team im FR-V dann umgesetzt haben. Dessen sechs Einzelsitze sind in zwei Reihen gruppiert: drei vorne, drei hinten. Damit das bei sechs Erwachsenen nicht zum ungemütlich engen Sixpack gerät, sind die Honda-Ingenieure auf einen Trick verfallen: Die jeweils mittleren Sitze lassen sich ein gutes Stück nach hinten verschieben. In der Draufsicht entsteht so aus den beiden Reihen ein Doppel-V mit genügend Schulterfreiheit auf allen Plätzen.
Vater, Mutter, Kind
So richtig zum Auto für die junge Familie taugt der Honda FR-V dann aber doch nicht. Zwar gibt es gleich auf drei der sechs Sitze Isofix-Befestigungen. Aber um den Honda von einer quengelnden Kleinkind-Bande mit tropfenden Eistüten und fettigen Pommes-Fingern heimsuchen zu lassen, ist sein Interieur doch zu edel geraten. Hochwertige Stoffe überall, angenehme Farben und Oberflächen, glanzpolierte oder alu-matte Armaturenverkleidungen - in den familiären Anfangsjahren dürfte die robuste Möblierung eines Renault Kangoo oder VW Caddy nervenschonender sein. Bei Honda sieht man das wohl auch nicht viel anders: Als Hauptzielgruppe nennt Firmen-Sprecher Alexander Heintzel "die 35- bis 44jährien mit ein bis zwei Kindern."
Die mittelalte Ein-Kind-Kleinfamilie passt denn auch am besten zu diesem Auto. Vater, Mutter Kind vorne in einer Reihe, die zweite Reihe umgeklappt (geht wirklich ganz einfach und problemlos) - schon hat man ein höchst bequemes Auto für alle Fährnisse des Kleinfamilien-Alltages. Und mit bis zu 1600 Litern zwischen Rückenlehne und Heckklappe Stauraum satt für Großeinkäufe, Kleinumzüge und Wochenendausflüge samt Fahrradtour. Ist man zu zweit oder allein unterwegs, wird der umgeklappte vordere Mittelsitz zum bequemen Ablagetisch samt Armlehne. Soll der Kegelclub mit - auch kein Problem: Ein paar Handgriffe und schon sind alle sechs Sitze wieder hochgeklappt. FR-V, so erläutert Heintzel die Abkürzung, steht für "Flexible Recreation Vehicle".
Kontrastprogramm
Außer der zwischenmenschlichen Kommunikation dient der Honda FR-V aber auch noch etwas anderem: dem Fahren. Und da bietet er als Kontrast zum ungewöhnlichen Innenkonzept eher Bewährtes. Mit zwei Vierzylinder-Benzinern zur Auswahl wird er ab dem 15. Januar 2005 bei den Händlern stehen: Einem 1,7-Liter-Motor mit 92 kW/125 PS und einem 2,0-Liter Motor, der es auf 110 kW/150 PS bringt. Die Dieselversion mit dem 140 PS starken 2,2-Liter aus dem Accord soll erst im Sommer folgen. Automatik soll es hierzulande gar keine geben - in Japan, wo der FR-V schon länger verkauft wird, gibt es ihn dagegen nur mit Automatik.
Dabei ist er für Automatik geradezu geschaffen. Nicht wegen dem Schaltknüppel, der ungewohnt nackt als Joystick aus der Konsole ragt. Obwohl es nicht so aussieht, lässt sich damit prima schalten (fünf Gänge in der kleinen, sechs in der üppiger motorisierten Version). Nein, eher wegen der familienfreundlich gediegenen Fahreigenschaften, die der Minivan mitbringt und zu denen eine Automatik bestens passen würde. Mit beiden Aggregaten ist er zwar ausreichend motorisiert - aber nicht so sportlich, wie man es von Honda eigentlich gewohnt ist. Voll beladen tut sich der FR-V selbst mit 150 PS eher schwer, richtig in Fahrt zu kommen. Aber was soll's? 10,5 Sekunden von 0 auf 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 195 - für den Familienalltag reicht das immer. Und auch das komfortabel abgestimmte Fahrwerk passt in dieses Bild.
Basis = ziemlich komplett
Weniger ins Bild passt allerdings, dass Honda den 1,7-Liter-Modellen nicht einmal gegen Aufpreis ESP mitgibt. Immerhin sind bei allen Modellvarianten ABS, Klimaanlage, Bordcomputer, elektrische Fensterheber und sechs Airbags Serie - der große Beifahrer-Airbag schützt den Mittelsitz gleich mit.
Wer den familiären Gesprächskreis künftig ins Auto verlegen will, muss mindestens 20.400 Euro anlegen. So viel kostet der Honda FR-V 1.7 in der Basisversion. Wobei "Basis" bei Honda heißt: Schon ziemlich komplett ausgestattet. Wer etwas flotter unterwegs sein will, sollte besser den 2,0-Liter ordern - oder gleich auf den Diesel warten.
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