Fahrbericht: Kia Venga 1.6

In diesem Segment geben seit Jahren der Ford B-Max und insbesondere der Opel Meriva den Ton bei den familiären Kunden an. Beiden bieten praktische Details und hintere Türen, die sich einmal gegenläufig (Meriva) öffnen und einmal als Schiebetüren auffahren. Da treibt es der koreanische Kia Venga zwar deutlich unspektakulärer, erfreut sich seit seiner Vorstellung vor fünf Jahren jedoch einer zufriedenen Kundschaft. Bisher wurden 150.000 Fahrzeuge verkauft.

Gerade auf dem europäischen Markt weht in der Klasse der kompakten Familienvans ein kräftiger Wind. Umso überraschender, dass die Überarbeitungen am im slowakischen Zilina produzierten Kia Venga optisch wie technisch sehr zurückhaltend ausgefallen sind. Denn nur leicht wurden Front und Heck mit Kühlergrill sowie Leuchteinheiten aufgefrischt. Selbst im Innenraum gibt es nur leichte Modifikationen, wie etwa eine neu gestaltete Zentralkonsole.

Geblieben ist das gute Raumangebot in dem 4,08 Meter langen Kia Venga. Durch den 2,62 Meter langen Radstand und die Dachhöhe lässt es sich auch in der zweiten Reihe für zumindest zwei Fondpassagiere gut aushalten. Um die Zustiegs- und Einladeannehmlichkeiten von Ford B-Max oder Opel Mevira ausgleichen zu können, wäre es jedoch angenehm, wenn sich die Fondtüren weiter öffnen lassen würden. So würde man beispielsweise Kinder leichter in Sitze und Schalen bekommen.

Flexibel zeigt sich der Laderaum. Die Standardgröße von 314 Litern lässt sich durch die Entnahme des Ladebodens auf 440 Liter erweitern. Wer die Rücksitze umklappt, kann für Großeinkäufe oder Kleinumzüge bis zu 1.486 Litern nutzen. Weitere Ablagemöglichkeiten gibt es im Innenraum, wo Konsolen und Türtaschen Getränke, Spielzeug oder andere Kleinteile aufnehmen. Instrumente oder die Digitalanzeigen könnten jedoch nach wie vor aus den 80er Jahren stammen.

Bei dem Motoren-Angebot sollte man keinen Gedanken an die Basismotorisierung verschwenden

Schon mehr fällt ist Gewicht, dass der Kia Venga nicht nur bei Sicherheitssystemen wie einem fehlenden Notbremsassistent eine nüchterne Vorstellung bietet, sondern auch Annehmlichkeiten wie eine Einparkautomatik nicht einmal gegen Aufpreis zu haben sind. Es gibt gerade mal Butter und Brot mit sechs Airbags, ABS und ESP sowie weiteren Kleinigkeiten, die jeder im Angebot hat.

Bei dem Motoren-Angebot aus zwei Benzinern und einem Diesel sollte man keinen Gedanken an die Basismotorisierung mit müden 66 kW/90 PS verschwenden. Für die meisten Kunden dürfte der Kia Venga 1.6 mit seinen 92 kW/125 PS die richtige Wahl sein. Der Vierzylinder ohne Turboaufladung ist in unteren Drehzahlbereichen zwar recht dünn unterwegs, bringt aber bei 4.200 U/min immerhin 156 Nm maximales Drehmoment an die Kurbelwelle.

Wer will, der kann den Koreaner bis 183 km/h scheuchen oder ihn in elf Sekunden bis über die Tempo-100-Marke bringen

Ist der 1,3 Tonnen schwere Fronttriebler erst einmal in Fahrt, geht es gut motorisiert durch die Lande. Jedoch könnte der Venga bei mittleren und höheren Geschwindigkeiten leiser sein. Auf längeren Strecken reist es sich mit 130 bis 150 Kilometern dennoch angenehm entspannt. Dazu tragen nicht zuletzt die gute Sitzposition und das Platzangebot in der ersten Reihe bei. Gut: die Sechsgang-Handschaltung. Die optionale Viergang-Automatik hat in der heutigen Zeit dagegen nichts mehr zu suchen.

Wer will, der kann den Koreaner bis 183 km/h scheuchen oder ihn aus dem Stand in elf Sekunden bis über die Tempo-100-Marke bringen. Ein echtes Sparwunder ist der Motor jedoch nicht, verbraucht er im Normzyklus doch immerhin 6,4 Liter. Wer sparsamer unterwegs sein will, kommt an dem 128 PS starken Diesel mit 1,6 Litern Hubraum nicht vorbei. Der lockt mit guten 4,7 Litern Diesel. Unter 20.000 Kilometern Laufleistung pro Jahr lässt sich der Basispreis von 21.740 Euro jedoch schon deshalb nicht herausfahren, weil der Kia Venga 1.6 CRDi nur in der Topausstattung Spirit im Programm ist.

Wie die anderen Kia-Modelle gibt es das Venga-Angebot zu einem günstigen Preis. Kauftipp ist der Kia Venga 1.6 Edition 7, der für 17.590 Euro unter anderem zusätzliche Ablagen, Multifunktionslenkrad, elektrische Spiegel, Fensterheber hinten und eine manuelle Klimaanlage offeriert. Wieso das Technikpaket mit neuem Navigationsgerät, Rückfahrkamera, Tempomat, schlüssellosem Zugang, abblendbaren Spiegeln und dunklen Scheiben für günstige 1.290 Euro nur in dem mindestens 20.290 Euro Topmodell Venga Spirit zu haben ist, mag kaum einleuchten. Gleiches gilt für das große Panoramadach (900 Euro). Auch das ist nur im Topmodell im Angebot.

So bleibt er auch nach der Modellpflege ein ordentliches Familienauto zu einem guten Preis und beeindruckenden sieben Jahren Garantie. Nicht mehr und nicht weniger.

"Die Modellpflege beim Kia Venga war allemal überfällig, denn die Konkurrenz sattelte zuletzt deutlich drauf - aber sie hätte deutlicher sein können. " Stefan Grundhoff

Stand: 30.01.2015	Artikel bookmarken
Text: Stefan Grundhoff	Auf Artikel linken
Fotos: Hersteller
Ort: Frankfurt

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