Kurz & bündig
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[+] Gefährlicher Klang, hervorragendes Fahrwerk, präzise Lenkung |
[-] Unharmonische Schaltung, hoher Preis, magere Extras |
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Der "Gransport" ist alles andere als ein Schreibfehler - sondern eine Sportskanone für alle, die noch mehr als mehr wollen. Klingt bedrohlich – ist es auch. Vergessen Sie Opel Astra GTC, Hyundai Coupé oder sonstige Vehikel dieser Art, die den Begriff "Sportwagen" in den vergangenen Jahren verschandelt haben.
Der Maserati Gransport ist ein scharf gemachter Grand Tourismo, getrimmt auf pure Fahrfreude. Dabei lesen sich die Veränderungen im Vergleich zum auch schon ambitionierten Maserati Coupé geradezu langweilig: 400 statt 390 PS, 290 statt 285 km/h Spitze – na ja. Doch hinter dem Lenkrad sieht die Sache völlig anders aus. Der Maserati Gransport fährt sich deutlich kraftvoller, sportlicher und direkter als der "kleine" Bruder. Optisch sind die Unterschiede überschaubar.
Power und Durst
Einen maßgeblichen Anteil an diesem Plus an Fahrspaß hat das sequentielle Getriebe. Die Italiener nennen es Cambiocorsa. Wir nennen es Renngetriebe, Schumi und Alonso lassen grüßen. Während das ähnliche Getriebe in der Luxuslimousine Quattroporte einen alles andere als überzeugenden Eindruck macht, passen die wild ruckenden Schaltvorgänge durchaus zu diesem Potenzprotz aus Norditalien. Deutlich unharmonischer als bei einem BMW M3 schnacken die Schaltstufen im Sportmodus ein. Alles Geschmacksache. Wer die sechs Gänge ausdreht, bekommt nicht nur grandiose Fahrleistungen, sondern auch die ungeteilte Aufmerksamkeit der Umgebung. Der Klang des Maserati-Achtzylinders ist betörend – schön, laut und tierisch zugleich. Nein, für Leisetreter ist der Gransport nun wirklich nicht gedacht. Doch wer sich in dezentem Understatement übt, setzt sich wohl kaum in ein solch grell-gelbes 2+2-Coupé.
Die Fahrleistungen dürften auch den letzten Zweifler zufrieden stellen. 295 kW/400 PS und 0 auf 100 km/h in 4,85 Sekunden - das hört sich kleinkariert an. Die 290 km/h Spitze zeigen auf dem Tacho mehr als 300 an. Der Drehzahlmesser pendelt sich bei derartigen Beanspruchungen jenseits der 7.500 U/min ein - trotz 4,2 Liter-V8. Das Radio hat man längst ausgeschaltet. Es ist sowieso kaum mehr etwas zu hören. Dabei sind es nicht einmal die 452 Nm Drehmoment oder der versprochene Durchschnittsverbrauch von knapp unter 19 Liter SuperPlus, die einen beeindrucken.
Waffenschein dabei?
Es ist das Fahrwerk, das selbst erfahrene Trainingsweltmeister begeistern sollte. So eng die Kurve auch ist,: Der 1,6 Tonnen schwere Maserati krallt sich in den Asphalt, dass einem ganz anders wird. Die Bremsen – sind eine Sünde. Bei der Beschleunigung auf ruppigen Straßenbelag haben ESP und Schlupfregelung alle Regelkreise voll zu tun, die Kraft auf den Boden zu bringen. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist so hart, wie man sich sie wünscht. Mit dem griffigen Lenkrad kann man die 19-Zöller präzise jonglieren - wenn auch noch ein wenig Verbesserungspotenzial in der Lenkung steckt.
Mehr als einmal denkt man daran, dass dieses Geschoss von jedem Führerscheinbesitzer bedient werden darf. Realistischer wäre ein Waffenschein als Mindestvoraussetzung – und eine kritische Musterung der Rennstrecke.
Ausreißer
Zumindest der Preis von 103.600 Euro hält die Zahl der realistischen Interessenten in überschaubarem Rahmen. Das sind mehr als 11.000 Euro mehr als das Serien-Coupé kostet. Mit einem Dispokredit ist es da wohl selten getan. So stört es auch nur wenige, dass der Maserati im Innenraum den ein oder anderen Makel nicht verstecken kann. Die Sitze passen gut - doch für Piloten über 1,85 m wird es eng. Instrumente und Mittelkonsole kann man guten Gewissens als "preiswert" bezeichnen. Wann hat man zuletzt einen analog-drehenden Kilometerzähler gesehen? Die Schalter der Klimaanlage könnten auch in einem 8.000-Euro Fiat anzutreffen sein.
Doch lauschen wir lieber wieder dem Wutausbruch des V8-Aggerats - und alle ketzerischen Gedanken sind vergessen. Wer will da noch ein langweiliges Maserati Coupé fahren?
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
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