Kurz & bündig
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[+] Bärenstarker Motor, drehfreudig, gute Straßenlage, Rennsportgetriebe |
[-] Schlechte Serienausstattung, bissiges Heck, Dach |
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Dieser Powerroadster hat Maserati Ende 2001 auf die Erfolgsspur zurückgebracht. Nach wenig erfolgreichen Modellen wurde den Maseratifans wieder warm ums Herz, als sie den knackig skizzierten Italiener erstmals auf den Straßen bewundern durften. Das ist nun schon ein paar Jahre her - und gerade im Innenraum zeigt sich der Spyder heute doch etwas betagt.
Von seiner Fähigkeit zu Begeistern hat er jedoch nichts verloren. Ein Cabriolet zum verlieben eben. Optisch hat er große Ähnlichkeit mit dem größeren Coupé. Aber der um 22 cm verkürzte Radstand macht aus dem Spyder für den Fahrer ein komplett anderes Auto. 390 PS, die von geübter Hand bewegt werden wollen. Aus der Hause Maserati kann man keinen Leisetreter erwarten und der Spyder ist denn auch alles andere als ein Weichspüler. Und das zeitlose Design hat Mainstream-Potenzial.
Drehzahl-Orgien
Bei diesen Motordaten und diesem Klang besteht kein Zweifel, dass der Maserati kaum Grenzen kennt. Das 4,2 Liter große Höllenfeuer unter der endlos langen Motorhaube entzündet sich bei jedem Start neu. Bissig und gefährlich faucht der Achtzylinder in den Münchner Abendhimmel hinein. Er will Nahrung, er will Kraftstoff. Der Durchschnittsverbrauch von kaum unter 20 Litern auf 100 km interessiert in diesem Vollbluttroadster nun wirklich niemanden. 287 kW/390 PS röhren im Stakkato. Und die 451 Nm katapultieren einen mächtig in die Sitze. O auf 100 km/h in fünf Sekunden Der Motor ist bekannt - treibt er bei den sportlichen Italienern doch fast alles an, was fahren kann.
Wir jedenfalls lieben diesen Motor. Doch was liebt er? Hohe Drehzahlen! Kein erbittert schreiender Honda-Vierzylinder, der nach der 8.000 wimmert, kein bissig drehendes M3-Aggregat. Alle acht Töpfe genießen jede Umdrehung der Kurbelwelle. Ein so ohrenbetäubender Lärm, dass man nur in Verzückung gerade möchte. 283 km/h Spitzengeschwindigkeit - die bei diesem Stoffdach alles andere als ein Vergnügen sind.
Wen stört's?
Der Innenraum dagegen kann uns nicht begeistern. Leder, ja. Aber die Anordnung der Schalter und Instrumente erinnert uns an die späten 80er Jahren. Premium – wo? Die Mittelkonsole mit dem winzigen Hebel für das Cambiocorsa-Getriebe ist überladen - und kommt ebenfalls rund 20 Jahre zu spät. Doch kaum einen Maseratifahrer dürfte das stören.
Das Getriebe stammt aus dem Motorsport. Es will bei hohen Drehzahlen gefordert werden und den Spieltrieb des Piloten an den V8 weiterzugeben. Die sechs Gänge werden über mächtige Paddel am Steuer bedient. Kraftvoll versetzt es den Insassen einen Stoß in den Rücken.
Bissig, bissig
Der 1,6 Tonnen schwere Hecktriebler fährt sich auf den ersten Metern leicht, fordert gerade auf kurvigen Landstraßen vom Fahrer jedoch einiges. Wellige Fahrbahnen und schwer einsehbare Kurven, die immer enger werden. Durch seinen kurzen Radstand ist das Heck besonders bissig und die knapp 400 Pferde, die an der Hinterachse trommeln, erfordern einen geübten Fahrer. Sonst dreht sich der Hintern des 4,30 m langen Maserati gern in den Wind. Wer sich das bissige Fahrverhalten gewöhnt hat, wird jeden Meter lieben - und den Respekt nie verlieren. Ein Vollblutsportler, der bei geöffnetem Dach träumen lässt.
Über den ein oder anderen Makel an Innenraum und dem Stoffdach sieht man gerne hinweg. Nicht jedoch über die nackte Serienausstattung. Trotz 98.800 Euro Basispreis für den Spyder Combiocorsa müssen selbst Navigationssystem, Sitzheizung oder ein abblendbarer Innenspiegel extra geordert werden.
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