Viele hatten erwartet, dass die Mercedes R-Klasse einfach auslaufen und keinen Nachfolger bekommen würde. Zu enttäuschend waren die Verkäufe insbesondere in Europa und den USA. Und noch ist sie nicht aus dem Schneider: Über Wohl und Wehe wird eine gründliche Modellpflege entscheiden, die dem Multitalent in diesem Frühjahr verabreicht wird. Seine Weltpremiere feiert die überarbeitete R-Klasse des Modelljahres 2010 jetzt auf der New York Motorshow.
Vor allem in den USA sollte die R-Klasse einst neue Kunden anlocken. Wohl betuchte Familien mit Kind und Hang zu diversen Freizeitvergnügungen sollten Lust auf die Mischung zwischen S- und GL-Klasse bekommen. Doch der Erfolg des damals als besonders innovativ und variabel gefeierten R-Modells blieb aus. Die Mercedes-Kunden kauften weiterhin lieber die S-Limousinen, die mittlerweile auch mit Allradantrieb verfügbar war. Wer es robuster wollte, der bediente sich bei den großen SUV der M- und GL-Klasse, die zusammen mit der R-Klasse im amerikanischen Tuscaloosa vom Band laufen.
Neukunden ließen sich mit dem üppig dimensionierten R-Modell kaum gewinnen. Besonders an der wenig eleganten und dynamischen Optik störten sich potentielle Interessenten. Daher ging Mercedes bei der Modellpflege nun in die vollen. Halten sich die optischen Veränderungen schon wegen der eng kalkulierten Produktionskosten bei Facelifts normalerweise im Rahmen, so erscheint das neue R-Modell zumindest von vorn wie ein völlig neues Auto.
Die organischen Frontscheinwerfer mit dem traurigen Schlafzimmerblick sind verschwunden. Die neue R-Klasse präsentiert sich mit der tief in die Frontschürze gezogenen Motorhaube und den neuen Leuchteinheiten deutlich breiter und selbstbewusster als bisher.
Lang oder ganz lang
Die Designer haben sich hier vor allem bei der Optik der deutlich erfolgreicheren M-Klasse bedient. Die Scheinwerfer sind breiter, massiger und passen deutlich besser als die Leuchteinheiten des bisherigen Modells zu der Fahrzeugklasse.
Auch die Seitenlinie und das Heck mit den roten Rückleuchten im Mandelaugen-Look suggerieren eine komplett neu entwickelte R-Klasse.
Innen halten sich die Veränderungen in Grenzen. Schließlich gab es da deutlich weniger Handlungsbedarf als beim Außendesign. Der Kunde hat die Wahl, mit welcher Sitzkonfiguration er sein Reisemobil bestücken möchte. Das R-Modell des Jahres 2010 ist als Vier-, Fünf-, Sechs- oder Siebensitzer zu bekommen. Wer die Rücksitze nicht braucht, genießt den großen Laderaum.
Unverändert ist die R-Klasse mit normalem und langem Radstand zu ordern. Die lange Version bietet ein Gepäckraumvolumen von bis zu 2.385 Litern - das ist etwas mehr, als zum Beispiel der üppige GL mitbringt. Bei allen fünfsitzigen Varianten befindet sich ein separates Staufach unter dem Laderaumboden.
Unverständlich jedoch, wieso auch die neue R-Klasse serienmäßig über keine elektrische Heckklappe verfügt. Auch eine elektrische Sitzverstellung für die Sitze im Fond bleibt weiterhin außen vor - und sollte es in dieser Klasse aber geben.
Alte Benziner, neue Diesel
Unter der Haube hat sich nur bei den Dieselmotoren technisch etwas getan. So ist die R-Klasse erstmals mit dem überarbeiteten V6-Diesel des R 350 CDI zu bekommen. Der leistet statt der bisherigen 165 KW/224 PS nun 195 KW/265 PS und hat sich so näher an die Konkurrenz herangeschoben. Das V6-Triebwerk mit Commonrail-Diesel bietet den Insassen nun ein Drehmoment von bulligen 620 Nm bei 1.600 U/min. Der Verbrauch soll bei 8,5 Litern Diesel auf 100 Kilometern liegen. Die Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h.
Wer es nicht so bullig möchte und auf den - sinnvollen - Allradantrieb verzichten kann, der mag sich für den R 300 CDI erwärmen. Er leistet mit seinen 190 PS ein Drehmoment von 440 Nm bei 1.400 Touren und schafft Tempo 215. Dabei liegt sein Durchschnittsverbrauch bei 7,6 Litern Diesel.
Besonders für den amerikanischen Markt wird auch die R-Klasse mit einem sauberen Bluetec-Diesel angeboten. Der R 350 Bluetec 4matic leistet 155 KW/211 PS und 540 Nm. Er schafft bereits die Abgasnorm Euro-6. Die zumindest in Europa wenig bedeutenden Benzinerversionen der R-Klasse bieten Leistungen zwischen 231 (R 300) und 388 PS (R 500). Im Gegensatz zur Basisversion des R 300 verfügen R 350 und R 500 wie bisher über einen serienmäßigen Allradantrieb.
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