Kurz & bündig
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[+] Phantastisches Fahrwerk, exzellente Performance, drehfreudiges Triebwerk, sehr gutes DSG, ausgezeichnete Traktion, präzise Lenkung, bissige Bremsen, hoher Grenzbereich |
[-] Mäßige Serienausstattung, hoher Preis, eingeschränkte Übersichtlichkeit |
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Andreas Breuninger scheint ein netter Kerl zu sein. Er lächelt freundlich, beschreibt technische Zusammenhänge so, als wären diese die einfachsten der Welt und lobt die bisherigen drei GT3-Generationen, die seit 1999 das Porsche-Modellprogramm krönten. Doch Breuninger verlangt, dass man mit seinem jüngsten Spross alles andere als liebevoll umgeht. Er will, dass man ihn jagt und ihn an seine Grenzen bringt. "Der neue GT3 dreht bis 9.000 U/min", sagt Breuninger, bei Porsche verantwortlich für die GT-Fahrzeuge, "das sind 500 U/min mehr als bisher. Eine deutliche Verbesserung, die einfach zu spüren ist."
Der Aufschrei der Fan-Gemeinde war groß als Porsche verkündete, das neue Rundstrecken-Aushängeschild auf technischer Basis der Baureihe 991 würde unter anderem Doppelkupplungs-Getriebe, Hinterradlenkung und Direkteinspritzung bekommen. Der bisherige Kurvenjäger im 997er-Gewand war der Schrecken jeder Rennstrecke und ein grandioses Rennauto, das kaum Potenziale offenließ und Bestzeiten pulverisierte.
Bis der Nachfolger nun zeigt, wie es noch besser geht. Die Fahrer im Porsche Supercup können sich bereits seit ein paar Monaten über ihn freuen. Während die Kaufkundschaft noch darben musste, ist man in der offiziellen Porsche-Rennserie bereits mit dem neuen GT3 unterwegs. Da sich die Straßenversion als Homologationsmodell verspätete, nahm Porsche dafür schlicht den normalen Porsche 911 Carrera 4. Der ist mit der gleichen verbreiterten Karosserie unterwegs.
"Wir schalten gerne manuell, aber noch lieber schalten wir schnell"
Der GT3 hat nur zwei Lebensräume, in denen es sich ziemt, den 1.430 Kilogramm schweren Renner zu bewegen: die Rennstrecke oder die Landstraße - beides bevorzugt kurvig und mit emotionalen Höhenunterschieden für Pilot und Gefährt. So etwas bietet das Voralpenland, die regenreiche Eifel oder eben die Schwäbische Alb. Andreas Breuninger hat es nicht anders gewollt: Auf der Landstraße werden die Gänge ausgedreht und der GT3-Renner auf Basis der Porsche-Generation-991 fräst sich mit atemberaubenden Geschwindigkeiten Kehren, Windungen und Kurvenpassagen hinauf und wieder hinab.
Wer die exzellente Handschaltung des Vorgängers betrauert, der kann kaum viel Ahnung vom sportlichen Autofahren haben. Wie weit man den Grenzbereich auch nach außen verlegt, den 911 GT3 durch Hochgeschwindigkeitspassagen presst oder vor Spitzkehren bis fast zum Stillstand herunterbremst - die beiden Hände bleiben am Lenkrad und schalten über die Paddel rauf und wieder herunter, herunter und wieder rauf und wieder herauf und herunter. Noch spektakulärer mit gedrückter PDK-Sporttaste. "Wir schalten gerne manuell, aber noch lieber schalten wir schnell", sagt Breuninger, "unser PDK fährt sich wie ein sequentielles Getriebe. 100 Millisekunden dauert das Hochschalten - und dabei wiegt das Getriebe zwei Kilogramm weniger als das des Carrera."
Das Fahrgefühl ist schlicht phantastisch, der Vortrieb kaum zu beschreiben. Spektakulär, wie der GT3 seine 350 kW/475 PS auf den Asphalt brennt. Der Normverbrauch: fast genauso beeindruckende 12,4 Liter. Das maximale Drehmoment von 440 Nm bei 6.250 U/min klingt erst einmal wenig berauschend. Leistungsstarke Diesel bieten längt 500, 600 oder gar mehr Drehmoment. Doch wer meint, die Gänge mit 6.500 oder 7.000 U/min ausgedreht zu haben, der nimmt dem 3,8 Liter großen Boxermotor - endlich mit Direkteinspritzung und Trockensumpfschmierung unterwegs - fast ein Drittel seiner Möglichkeiten.
Also einfach weiterdrehen und vor der engen Haarnadelkurve einmal von 6.500 U/min im dritten Gang per Schaltpaddel in den zweiten. Das Triebwerk brüllt, nein schreit und gelbe Zeiger schwingt irgendwo weit über die 8.000 Touren. Breuninger und sein Team haben es nicht anders gewollt und ganz nebenbei: Erst bei 7.400 U/min sagt die Leichtbausauganlage des 911 GT3 "Rohr frei".
Auf der Rennstrecke hat der Porsche 911 GT3 keinen echten Gegner
Kaum weniger spektakulär verbeißen sich die 20-Zöller in den Asphalt. Die mitlenkende Hinterachse, von Puristen ebenso verurteilt wie das grandiose PDK, vollbringt im Grenzbereich kleine Wunder und hält den Rennwagen mit Straßenzulassung stoisch in der Spur. Die Tempi, mit denen man den Porsche 911 GT3 bewegen kann, sind weit ab dessen, was im Straßenverkehr zugelassen ist. Dort kann man auf der ein oder anderen Autobahn allenfalls mal die Höchstgeschwindigkeit von 315 km/h Spitze oder das Spurtpotenzial von 0 auf Tempo 100 in 3,5 Sekunden testen.
Doch so schnell sind auch andere. Und selbst ein Mercedes E 63 AMG lässt sich von einem GT3 hier nicht mehr verblasen. Auf der Rennstrecke sieht es anders aus. Dort hat der Porsche 911 GT3 neuester Bauart keinen echten Gegner.
So lässig ist man noch nie im Grenzbereich unterwegs gewesen. Meint auch Porsche-Fahrer Walter Röhrl, der wie bei den bisherigen GT3-Entwicklungen tatkräftig mitgeatbeitet hat. Die Spitzenzeit auf der Nürburgring-Nordschleife spricht mit 7,25 Minuten eine deutliche Sprache: 15 Sekunden schneller als bisher. Das sind andere Sphären.
Das gilt auch für den Preis: nackt 137.303 Euro. GT3-Intarsien allerorten und das ebenso hässliche wie notwendige Spoilerwerk rundum inklusive.
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"Der Porsche GT3 verkörpert die 911er-Philosophie am reinsten: morgens mit ihm zum Bäcker Brötchen holen, nachgmittags damit auf der Rennstrecke Pokale."
Stefan Grundhoff |
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