Kurz & bündig
|
[+] sparsamer, kräftiger Motor, viel Platz im Fond, Verarbeitung |
[-] kein Euro 4, kein Partikelfilter, teure Extras, unübersichtliche Pakete |
|
Von vorn wirkt der Megane wie ein übliches Fahrzeug der Kompaktklasse. Durchaus sehenswert – aber wenig beeindruckend. Bereits bei der Seitenlinie sieht es anders aus. Unten der betont lange Radstand, oben die ab der B-Säule deutlich abfallende Dachlinie und das beim Fünftürer ungewöhnlich weit nach oben gezogene Heckfenster. Doch so richtig munter wird es erst beim Heck. Am Dachende fällt die Heckscheibe wie mit einem Beil bearbeitet fast senkrecht nach unten ab. Dann ein leicht ausgestellter Heckbürzel, der einem Gustav Gans alle Ehre machen würde. Keine Frage – ein Modell von der Designstange ist der Megane nicht - will er jedoch auch nicht sein. Der Erfolg des Franzosen - argwöhnt nicht nur die Konkurrenz - wäre wohl noch größer, wenn die Franzosen beim Heckdesign etwas mehr Mainstream verarbeitet hätten. Da möchte man nicht widersprechen. Doch visionäre Realmodelle wie der bereits wieder eingestellte Avantime oder die wenig beachtete Luxuslimousine Vel Satis zeigen, dass Renault in Sachen Design bisher nur selten der Mut gefehlt hat.
Gewöhnungsbedürftiges Heck
Doch abseits des verschrobenen Designteils sei darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Megane um einen beeindruckenden Vertreter der Kompaktklasse handelt. Insgesamt bietet Renault drei Benzin- und zwei Dieselvarianten an. Die beste Wahl ist der 1.9 dCi, ein Commonrail-Diesel mit mächtig Fahrfreude, geringem Verbrauch und hohem Alltagswert in allen Lebenslagen – 120 PS und die variable Turbinengeometrie machen es möglich. Der Reihenvierzylinder leistet grollende 88 KW / 120 PS und ein maximales Drehmoment von 300 Nm, das bei 2.000 U/min zur Verfügung steht. Den Spurt 0 – 100 km/h schafft der Fronttriebler in 10,7 Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit lag bei gemessenen 194 km/h. Der Renault hat in jedem Drehzahlbereich üppig Kraft. Dabei zerrt er in Kurven oder auf rutschiger Fahrbahn fast wie ein alter Golf GTI an der Vorderachse, die alle Mühe hat, diese willige Arbeitskraft auf den Boden zu bekommen. Wird es allzu wild, greift das serienmäßige ESP ein. Freude kommt ebenfalls an der Tankstelle auf. Renault verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 5,4 Litern auf 100 km. Es selten vor – aber im Praxistest konnte der Renault Megane die meist allzu ambitionierte Werksangabe sogar um 0,2 Liter unterbieten. 5,2 Liter Diesel auf 100 km können sich wirklich sehen lassen; wenn nur das Kapitel Russpartikel vom französischen Schöngeist nicht allzu lax gehandhabt werden würde. Anders als die Konkurrenz verzichtet der Megane 1.9 dCi zumindest derzeit auf einen reinlichen Partikelfilter. So bleibt auch die wünschenswerte Euro-4-Abgasnorm außen vor. Doch noch 2004 soll Besserung kommen.
Gutes Fahrwerk
Die Zeiten, in denen die Renault-Kompaktklasse in Kurven durch Hängemattenfeeling entgeistern konnte, sind ebenfalls lange vorbei. Die Gegenwart sieht anders aus. Das Fahrwerk des Megane ist überzeugend abgestimmt. Lange Bodenwellen oder unangenehme Querfugen schluckt der Franzose ohne Probleme – er ist dabei überaus agil. So kommt die durch den Motor vorgegebene Fahrfreude nicht zu kurz. Die leichtgängige elektrische Servolenkung macht in der Innenstadt eine Klassefigur. Trotz geschwindigkeitsabhängiger Regelung fehlt bei schnellem Autobahntempo etwas der Bodenkontakt. Gute Noten gibt es ebenfalls für das gut abgestimmte Sechsganggetriebe, das serienmäßig im 1.9 dCi zum Einsatz kommt. Es lässt sich leichtgängig schalten und arbeitet vorbildlich mit dem drehmomentstarken 1,9-Liter-Commonrail-Diesel zusammen.
Kraftvoller Motor
Deutlich zurückhaltender als das Blechkleid zeigt sich das Design des Innenraums. Die Sitze sind stramm gepolstert und bieten für Piloten jeder Größe gute Voraussetzungen für eine entspannte Fahrt. Die Sitzverstellung könnte allerdings etwas besser positioniert sein. Der Einfachheit halber gehören die Verstellelemente nun mal besser an die Seiten. Ebenfalls komfortabel geht es im Fond des Fünftürers zu. Die Sitze sind auch hier bequem und die serienmäßigen Kopfstützen lassen sich weit herausziehen. Die Beinfreiheit ist ebenfalls in Ordnung – der 2,62 m lange Radstand macht es möglich. Erfreulich die zahlreichen Ablagemöglichkeiten – zum Beispiel auch im Fahrzeugboden. Das Kofferraumvolumen lässt sich von 330 auf bis zu 1.190 Liter vergrößern. Das Umlegen der Rückbank geschieht mit wenigen Handgriffen. Die Instrumente liegen gut im Blick, könnten ebenso wie das komplette Cockpit jedoch etwas filigraner gearbeitet sein. Im Dunkeln sind die Bedienelemente gut beleuchtet – keine Verwechslungsgefahr. Einziges Manko ist der Lichtschalter am überladenen Blinkerhebel. Nicht nur Stand-, Fahr- und Fernlicht, sondern auch die Nebelscheinwerfer werden hier überflüssigerweise bedient. Das kann die Konkurrenz mit eigenen Schaltern an der Armaturentafel deutlich besser. Praktisch dagegen die Bedienung des CD-Soundsystems über den Bediensatteliten am Lenkrad.
Gute Sicherheitsausstattung
Die Sicherheitsausstattung des Renault Megane ist vorbildlich: ABS, Bremsassistent, ESP, Front-, Seiten- und durchgehende Kopfairbags. Als Option gibt es sogar Seitenairbags hinten. Zudem wird die Lenksäule beim Frontaufprall ebenso vom Fahrer wegbewegt wie das Bremspedal. Der Renault Megane schaffte fünf Sterne im Euro-NCAP-Crashtest. Der Renault Megane 1.9 dCi ist leider unübersichtlich in den Ausstattungspaketen Megane, Megane Confort und Megane Luxe sowie vier einzelnen Designlinien erhältlich. Der Confort sollte es schon sein. Er bietet für 1.250 Euro Aufpreis zum Basismodell unter anderem elektrische Spiegel, manuelle Klimaanlage, Nebelscheinwerfer und Regensensor. So kostet der fünftürige Renault Megane 1.9 dCi Confort-Dynamique 19.800 Euro. Sinnvolle Extras sind anklappbare Außenspiegel (75 Euro), Klimaautomatik (400 Euro), Navigationssystem (ab 980 Euro), CD-Soundsystem (620 Euro) und Sitzheizung (250 Euro).
Wie entsteht ein Praxistest? Das erfahren Sie hier
|
|