Für internationale Autoproduzenten bringen die unterschiedlichen Markranforderungen zahlreiche Probleme mit sich. Besonders der asiatische Markt mit dem Zentrum Japan erfordert einen Sprung in die reale Zukunft. Die Technik in ein und derselben Modellreihe unterscheidet sich mitunter deutlich. In einer Megastadt wie Tokio sind Autos ohne Navigationssysteme nahezu undenkbar. In der Millionen-Metropole New York findet man die intelligenten Routenfinder dagegen nur in Fahrzeugen der Ober- und Luxusklasse. Japan ist in punkto Hightech-Spielereien für alle großen Hersteller der wichtigste Testmarkt. Hier wird die neueste Technik verbaut. Wenn die neuen Systeme im alltäglichen Verkehrschaos von Tokio funktionieren, gibt es auch auf dem mittleren Münchner Ring oder dem Ruhrschnellweg zwischen Dortmund und Duisburg keine unvorhersehbaren Probleme. Der Technikausstattung der Autos kommt die Schlüsselposition zu. Wie werden die Autos bewegt? Schnell oder langsam? Stehen die Fahrzeuge lange im Stau?
Heißes Pflaster Tokio
Das weltweit wohl heißeste Pflaster ist Tokio. Millionen von Autos wälzen sich Tag für Tag durch die überfüllten Straßen. Selbst in den kleinsten Modellen („Kei-Cars“) findet man zumeist ein mächtiges Navigationssystem mit Großbildschirm. Das System ist nicht nur für die Routenführung, sondern dient auch der Unterhaltung. Die Autofahrer stehen auf dem Weg zum Arbeitsplatz oft stundenlang im Stau. Da will man unterhalten und informiert werden. Der Empfang von Fernsehprogrammen in den endlos langen Autoschlangen ist da Standard. Zudem sind die Informationen, die der Navigationsbildschirm liefert, deutlich umfangreicher und präziser als hierzulande. Das Verkehrsinformationsystem „VICS“ ist seit Jahren etabliert und informiert präzise über Staus, Unfälle und Behinderungen. Die japanischen Straßen sind seit 1996 mit unzähligen Sensoren versehen, die zum Teil im Abstand von 200 bis 500 Metern den Verkehrsfluss messen. Auf den Autobahnen sind es Mikrowellen- in den Städten intelligente Infrarotsysteme.
Navigation - Staufunktion
Die Anzeige im Navigationssystem ist daher für europäische Verhältnisse ungewöhnlich genau. Zeigt der Bildschirm an, dass 300 Meter vor der nächsten Ausfahrt ein Stau beginnt, bewahrheitet sich das mit Sicherheit. Die Navigationssysteme haben jedoch mit einem anderen Problem zu kämpfen. Gibt es Deutschland pro forma gerade einmal 26 Buchstaben und zehn Ziffern, die für die Eingabe von Adressen notwendig sind, so sind es allein in Japan mehr als 6.000 Zeichen. Daher arbeiten immer mehr Systeme mit Touchscreen und einem System ähnlich der Texterkennung auf dem Mobiltelefon. Das Verkehrskonzept ist in den asiatischen Großstädten deutlich durchdachter. Die Ampeln sind zentral gesteuert und werden dem Verkehrsaufkommen angepasst. Sonst ginge hier gar nichts mehr. Auch der Autofahrer ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Auto und Verkehrsfluss. „Die Kunden sind deutlich technikaffiner als in Europa oder Nordamerika“, erklärt Dr. Manfred Baur vom BMW-Technikzentrum in Tokio, „so sind direkt in die Fahrzeuge meist Telefon und das japanische Toll-Collect-System ETC eingebunden.“ Die meisten Hersteller haben die Abbuchungssysteme direkt im Innenspiegel untergebracht.
Das dritte Auge
Besucher wunden sich bei Vans und SUVs oft über einen scheinbar überflüssigen dritten Außenspiegel auf dem rechten Kotflügel. Bei größeren Autos soll der dafür sorgen, dass in den turbulenten Innenstädten keine Fußgänger oder Radfahrer überfahren werden. Deutsche Hersteller wie Audi, BMW oder Mercedes arbeiten derzeit an seitlichen Kamerasystemen, die Unfälle verhindern sollen.
Umweltliebe
Auch in Sachen Umweltschutz ist man in Japan einen Schritt voraus. Diesel ist seit Jahren kein Thema mehr und als Dreckschleuder verschrien. Wurden 1997 immerhin 335.000 Diesel-PKW verkauft, waren es im vergangenen Jahr nur noch 5.000 Fahrzeuge. Stattdessen hat sich der Hybridantrieb etabliert – mit stark steigender Tendenz. 2004 wurden 323.000 Hybridmobile an den Mann gebracht. Auch Autos mit Wasserstoffantrieb sind bereits ein Thema. Beim Kauf jedes Autos wird zudem direkt eine Recyclinggebühr fällig. Die 20.000 Yen (ca. 160 Euro) vermacht man an den Käufer des Gebrauchtwagens. Die technische Ausstattung ist auch bei den Autoreifen anders. Da die Höchstgeschwindigkeit 100 km/h beträgt, sind die Reifen gerade bis Tempo 130 zugelassen. Durch die eingesetzte weichere Gummimischung verringert sich der durchschnittliche Bremsweg gegenüber einem europäischen High-Speed-Produkt aus 100 km/h um 22 Prozent.
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