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Unser Autor: Sebastian Viehmann

Reportage  Reportage: Panzerlimousine

Abrahams kugelfester Schoß



Wenn Politiker sich die Autotür aufhalten lassen, wirkt das arrogant. Doch: Eine 130 Kilo schwere Tür könnte Frau Merkel alleine schlicht kaum öffnen. Ein Blick hinter die Kulissen der S-Guard-Produktion bei Mercedes-Benz.

 
 Panzerlimousine
   
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Mit Josef Schumacher sollte man sich besser nicht anlegen. Er besitzt nämlich 17 Schusswaffen, darunter eine 44er Magnum und ein Maschinengewehr der Marke AK-47, besser bekannt als Kalaschnikow. Aber Schuhmacher holt sein Waffen-Arsenal nur zu beruflichen Zwecken aus dem Schrank. Und er ist auch ein sehr umgänglicher Typ. Der Ballistik-Experte und Leiter der Abteilung Schutz- und Sonderfahrzeuge arbeitet bei Mercedes-Benz in Sindelfingen und testet mit schwäbischer Gründlichkeit Panzerplatten und schusssicheres Glas auf Herz und Nieren.

Wir Besucher stehen mit Gehörschutz auf den Ohren hinter einer dicken Panzerglasscheibe. Dahinter ein langer schmaler Korridor, mit Holzlatten und dicken Schaumstoff-Matten ausgekleidet. Darin, etwa fünf Meter von der Schutzscheibe entfernt, ein Metallgestell, in dem die sechs Zentimeter dicke Seitenscheibe einer S-Guard Panzerlimousine steckt. Schumachers Mitarbeiter gibt durch einen Schlitz in der Schutzscheibe mit einem G3-Gewehr drei Schüsse auf die Scheibe ab. Selbst mit Ohrenschützern zuckt man bei jedem Knall zusammen.

Das Ergebnis ist beeindruckend: Die Außenseite der Scheibe scheint durch die Geschosse völlig zertrümmert. Doch an der Innenseite wirkt das Glas so unversehrt, als hätte man es gerade streifenfrei geputzt. Das Geheimnis: Das Sicherheitsglas mit Polycarbonat-Beschichtung schluckt Millimeter für Millimeter die Energie des 830 Kilometer schnellen Projektils. Wäre das jetzt im Ernstfall die Panzerlimousine eines Staatsmannes gewesen, hätte höchstens für den Schützen eine Gefahr bestanden. Denn abertausende winzige Glassplitter verteilen sich wie ein Regen mehrere Meter weit. "Nur ein sehr dummer Gangster würde aus nächster Nähe auf ein gepanzertes Fahrzeug schießen", sagt Ballistik-Experte Josef Schumacher.

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250 Schüsse, Granaten und Sprengstoff
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Noch eindrucksvoller ist das Ergebnis des Beschusstests bei den schwarzen Panzerplatten, die später unter das Blechkleid der S-Klasse-Limousine gesteckt werden. Die Kugeln werden beim Aufprall buchstäblich zu Staub zerblasen und hinterlassen nur einen grauen Fleck.

Mercedes testet seine Panzerung selbst. Doch beim Beschussamt in Ulm mussten die gepanzerten S-Klasse-Limousinen noch den offiziellen Härtetest durchlaufen: 250 Schüsse aus verschiedensten Entfernungen und Winkeln wurden auf das Auto abgegeben, auch Handgranaten und Sprengstoff musste es über sich ergehen lassen. Erst dann bekam der S-Guard das Siegel für ein "durchschusshemmendes Fahrzeug" der höchsten Panzerstufe B7. Die E-Klasse erfüllt als "E-Guard" nur die Kategorie B4 – sie schützt gegen Handfeuerwaffen. Beiden Modellen sieht man von außen kaum an, dass es sich nicht um Serienfahrzeuge handelt. Erst ein genauer Blick auf die dicken und schwarz umrandeten Scheiben offenbart die Panzerung.

Die Produktion der Panzerlimousinen findet mit etwa 600 Angestellten unter hohen Sicherheitsvorkehrungen in einer separaten Halle des Sindelfinger Werks statt. Wer hier arbeiten will, muss sich erst in der normalen Fahrzeug-Produktion als besonders guter Mitarbeiter bewährt haben. 1000 Stunden dauert es, die Rohkarosse der S-Klasse an allen Stellen mit Panzerplatten zu bestücken und die Sonderschutz-Systeme einzubauen. Alles wird in Handarbeit erledigt. "Das Augenmaß unserer Mitarbeiter ist durch nichts zu ersetzen", sagt Mercedes-Sprecher Dr. Rainer Gärtner.

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Notfall-Knopf im Kofferraum
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Die stählernen Panzerplatten werden mit einem 3000 bar starken Wasserstahl zurecht geschnitten, damit keine Hitze die Platten verformen kann. Der Schutz-Kokon der S-Klasse besteht wie eine antike Ritterrüstung aus vielen Einzelteilen. Gigantische Stahlpressen formen die Rüstungsteile mit einigen hundert Tonnen Druck. Etwa 500 Elemente werden millimetergenau geschnitten und gebogen, damit sie exakt in die Tür, die B-Säule, das Dach oder den Unterboden passen. Dann wird der Stahl gehärtet und bekommt seine kugelfesten Eigenschaften.

1,5 Tonnen zusätzliches Gewicht schleppt so ein Panzerkreuzer mit sich herum. "Das ist so, als würden Sie auf eine S-Klasse noch eine E-Klasse packen", sagt Rainer Gärtner. Nur den Motor kann man nicht ganz schusssicher machen. Denn irgendwo muss die Maschine ja noch Luft ansaugen und Wärme abgeben.

Im Sicherheits-Geschäft ist Vertrauen extrem wichtig - aber Kontrolle trotzdem besser. "Es kommt vor, dass uns Kunden besuchen und mit ihren eigenen Waffen die Eigenschaften der Panzerung prüfen", sagt Gärtner.

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Pokerface
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Bei der Frage, welche Persönlichkeiten denn nun zu den Kunden der Mercedes-Panzerbrigade gehört, Zieht Gärtner sein schönstes Pokerface an. Diskretion ist eben Ehrensache im Schutzfahrzeug-Geschäft, von dem man sich irgendwie vorstellt, dass es geprägt ist von Männern, die keine unnötigen Fragen stellen und schwarze Anzüge mit dunklen Sonnenbrillen tragen. Bekannt ist, dass Staatschefs und königliche Hoheiten in den dicksten Schiffen mit B7-Panzerung herumkutschiert werden. Der Markt für die leichter gepanzerten B4-Fahrzeuge liegt vor allem im südamerikanischen Raum. In Städten wie dem brasilianischen São Paulo, in denen sich Reiche nur mit dem Helikopter oder im Panzer-Fahrzeug durch die Stadt trauen, blüht das Sicherheits-Geschäft.

Übrigens ist es nicht nur die Panzerung, die das Fahren im S-Guard so sicher macht wie in Abrahams Schoß. Für den Fall eines Giftgas-Anschlags hat der Wagen eine eigene Frischluft-Versorgung. Eine automatische Feuerlösch-Anlage gibt es natürlich auch. Sollten Mafia-Bosse mit dem Gedanken spielen, sich einen S-Guard zuzulegen, müssten sie allerdings ein Feature aus der Ausstattungsliste abbestellen: Wenn man eine Person in den Kofferraum sperrt, kann sie ihn mit einem Knopf von innen wieder entriegeln.

Ob es wohl auch Nebelwerfer oder Öl-Spritzanlagen wie im James Bond-Film gibt? Wer weiß: "Wir rüsten alle Fahrzeuge sehr individuell aus", sagt Rainer Gärtner. Wobei sich das vor allem auf spezielle Funkausrüstung und Entertainment-Systeme bezieht.

Der gepanzerte Luxus ist übrigens gar nicht mal so teuer, wie man es sich vorstellen würde. Weniger als 400.000 Euro kostet der voll ausgestattete Lebensretter auf Basis eines S 600. Für solche Summen könnte man sich natürlich auch einen exklusiven Super-Sportwagen ohne Panzerung leisten. Aber nur, wenn man keine Feinde hat.

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