Wenn man richtig gute Bilder haben will, muss man dafür schon was unternehmen. Mercedes hat für die zweite Etappe der E-Class-Experience von Stuttgart nach Berlin gleich einen Helikopter gemietet, um spektakuläre Luftaufnahmen zu machen. Aber eine Reisetruppe aus aller Herren Länder in geschlossener Formation zur Autobahn zu lotsen, ist nun mal schwerer, als einen Sack Flöhe zu hüten. Die offizielle Verständigung per CB-Funk läuft in Englisch, aber so richtig klappt das selten. Wenn Wagen 64 auf Englisch Kommandos gibt, jemand auf Französisch antwortet, einer auf Deutsch nachfragt und dann eine minutenlange Konversation auf Chinesisch folgt, weiß man, dass man im CB-Funk der E-Class-Experience gelandet ist. Mercedes sollte davon eigentlich ein Hörbuch auf den Markt bringen.
Irgendwie klappt es dann doch, und Dutzende E-Klassen kreuzen in Zweierreihen auf der Autobahn - wir natürlich in der ersten Reihe. Kamerawagen fahren vorneweg, Fotografen knipsen bei 100 Sachen aus dem Schiebedach heraus, in der Luft kreuzt der Helikopter. An der linken Spur fahren in respektvollem Abstand Autos vorbei, deren Fahrer den Mund vor Erstaunen nicht zu bekommen. Solche Momente sind es, an denen unter den Tourmitgliedern ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht.
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Doch der Zeitplan ist unerbittlich. 600 Kilometer bis Berlin, jeder fährt auf eigene Faust - drohende Staus und der möglichst sparsame Durchschnittsverbrauch spuken immer im Hinterkopf. An manchen Stellen muss man natürlich einfach anhalten, zum Beispiel an der imposanten Felslandschaft rund um die Teufelshöhle in der Nähe von Bayreuth. Die gewaltigen Tropfsteinhöhlen sind eine Touristenattraktion. Tief in Grotten tummeln sich übrigens Kurgäste - die feuchte und staubfreie Umgebung ist für Menschen mit Asthma eine Wohltat.
Nach dem Zwischenstopp in der Eremitage in Bayreuth mit dem einzigartigen Garten-Schloss geht es nonstop nach Berlin. Die Hauptstadt ist gnädig: Vom unberechenbaren Verkehrschaos bleiben wir verschont.
Patina und Durchblick
Unser allabendliches Ritual ist übrigens das Reinigen der Windschutzscheibe. Zwar wäre es interessant, die Scheibe bis St. Petersburg nicht anzutasten - dann hätte ein Naturforscher auf einem Quadratmeter sämtliche Insektenarten Europas zur Ansicht. Aber man will ja auch noch etwas von der Landschaft sehen. Ansonsten wird der Wagen erst einmal nicht gereinigt und setzt langsam aber stetig Weltenbummler-Patina an. So langsam gewinnen wir den Benz richtig lieb, wie einen bequemen Schuh, den man jeden Morgen anzieht. Am Verbrauch müssen wir aber noch arbeiten - bislang lag er meist über acht Liter.
Nun heißt es, noch ein paar polnische Vokabeln pauken: Morgen geht es nach Warschau. Mal sehen, wie uns unsere Nachbarn empfangen. Zum Glück sind wir nicht per Schiff unterwegs.
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