Conrad Yan hat gut lachen: Der schneidige Manager des ersten AMG-Geschäfts in Peking kann sich über die laufenden Geschäfte nicht beklagen. "Wir haben erst vor knapp vier Wochen eröffnet und ich habe in dieser Zeit schon 14 Autos verkauft", strahlt der 38jährige Verkaufsleiter, "da kann man nicht meckern." Mercedes AMG hat den Schritt gewagt und die hauseigene Sportwagenabteilung zum ersten Mal von der Hauptmarke Mercedes-Benz abgetrennt.
In dem neu errichteten Geschäftskarree in der trendigen Sanlitun Road von Peking gibt es keine Autohäuser, sondern allenfalls Szeneläden und Edelshops von Miu Miu bis Montblanc. In dem Botschaftsviertel flankieren keine chinesischen Schriftzeichen, sondern Geschäfte mit europäischen Markenlabel den Weg. Mittendrin der erste AMG-Shop weltweit.
"Wir haben hier eine Fläche von 381 Quadratmetern", erzählt AMG-Chef Ola Kaellenius, "die Kunden können sich ihren Traumwagen konfigurieren und müssen dann nur mit dem Aufzug nach unten fahren." In der hell erleuchteten Parketage stehen zehn aktuelle AMG-Modelle für Spritztouren bereit. "Man kann einfach aus dem Haus auf die Hauptstraße fahren und sich mit dem Wagen ein paar schöne Stunden machen", beschreibt es Kaellenius.
So wurde der Standort des ersten imageträchtigen AMG-Shops in Peking ganz bewusst gewählt. Kaum irgendwo sonst auf der Welt werden derzeit so viele AMG-Versionen nachgefragt wie im Großraum Peking. "Die meisten Kunden sind reiche Eltern, die ihren Kindern ein Auto kaufen", berichtet Conrad Yan. Das meistverkaufte AMG-Fahrzeug in China ist das Topmodell, der sündhaft teure Mercedes S 65 AMG. Der junge Nachwuchs um die 20 interessiert sich jedoch auch für den Einsteiger C 63 AMG. Conrad Yan: "Das Durchschnittsalter unserer Kunden liegt zwischen Mitte 20 und Mitte 30. Älter ist kaum jemand."
Während die wohlhabende Kundschaft im turbulenten Straßenverkehr Pekings zumeist hinten rechts im Chauffeurfahrzeug Platz nimmt, sitzt der AMG-Kunde vorne links. "Die meisten Kunden wollen nicht warten und ihr neues Auto gleich mitnehmen", sagt Ola Kaellenius. "Es ist fast wie in den USA. Nur bei ganz speziellen Wünschen aus unserem Performance Center hat man schon einmal etwas mehr Zeit."
Das Jahr 2011 war in China ein Rekordjahr für AMG. Landesweit wurden mehr als 1.800 Fahrzeuge verkauft. Ein eindrucksvoller Wert für eine Luxusmarke, die erst 2007 in China an den Start ging. Rund 30 Leute kommen pro Tag ins neue Geschäft, wo ein Dutzend AMG-Mitarbeiter auf sie wartet. Groß sind die Erwartungen an die neue AMG-Version der Mercedes G-Klasse. 33 Jahre nach Marktstart erlebt das Gelände-Urgestein seinen x-ten Frühling.
In Luxemburg, Hong Kong und Göteborg sind nun weitere exklusive AMG-Shops geplant. Damit die Botschaft stimmt, werden nicht nur die Läden auf AMG getrimmt. Die Verkäufer kommen alle nach Affalterbach, wo sie auf die AMG-Philosophie eingeschworen werden. Schließlich will AMG seine Verkaufszahlen in den nächsten Jahren mindestens verdoppeln - auf mehr als 40.000 Autos pro Jahr.
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