Silicon Valley hat den höchsten Immobilienpreis-Durchschnitt der gesamten USA. Dementsprechend verhält sich auch der Mietspiegel. 2.000 Euro für ein Zimmer sind nicht selten. In genau dieser Gegend hat sich seit einigen Jahren nahezu jeder Automobilhersteller sein Forschungscenter installiert. So liegen Facebook, Google und Co. in unmittelbarer Nähe von Mercedes-Benz, BMW & Co.
Dass neben den Deutschen, Japanern und Südkoreanern auch Amerikaner hier an Automobil der Zukunft forschen ist klar. Und so eröffnete Ford im Juli 2012 sein Research and Innovation Center, kurz RIC. Seit dem wird dort an Technologien geforscht, die das Leben eines Ford-Fahrers vereinfachen sollen.
So kann in Zukunft, sofern es nach den Ingenieuren und Designern von Ford geht, per Sprachwahl die Temperatur im Haus geregelt, die Beleuchtung im Garten gelöscht oder das Garagentor geöffnet werden. Bevor all das jedoch in einem Serienfahrzeug zum Einsatz kommt, müssen noch viele Barrieren übersprungen und noch mehr Sicherheitslücken gestopft werden. Denn wenn in einem kurzen, unbeobachteten Moment ein Fremder dem Fahrzeug den Befehl zur Haustür-Entsperrung erteilt, kann diese Technologie auch schnell zum Alptraum werden.
Der eigentliche Fokus liegt - und da rollen aktuell fast alle Hersteller in dieselbe Richtung - auf dem Autonomen Fahren. Über 100 Mitarbeiter umfasst das Team von Ford RIC-Chef Dave Kaminski, der seit 27 Jahren für das Unternehmen arbeitet.
"Neben den beiden Forschungs-Centren in Dearborn und Aachen ist das RIC in Palo Alto das dritte im Bunde. Wir arbeiten mit über 200 Start-up-Unternehmen und fünf Universitäten zusammen", erklärt er. Dass nicht nur geforscht, sondern schon auch längst in der Praxis mit umgebauten Ford Fusion-Modellen geprobt wird, ist nichts Neues. Wie sich Ford dem Thema und seinen Tücken näher, hingegen schon.
Über den Tellerrand schauen und nicht einfach nur das besser machen, was gerade zur Hand ist
So fällt beim ersten Blick in die kleinen Labor-Einheiten auf, dass hier zu arbeiten im Grunde recht viel Spaß machen dürfte. Hier liegen zwei Playstation-Gamepads auf dem Tisch, dort ist ein Lenkrad-Pedalerie-Gestell zum virtuellen Rennfahren aufgebaut und an der großen Plakatwand im Büro sind Mitarbeiter-Sätze zu lesen wie: "Das hier ist der Ort, wo Ford zum Technologie-Unternehmen wird. Verändert die Zukunft!"
Ebenfalls dort zu finden ist das bis heute nicht zu 100 Prozent historisch belegte Zitat des Firmengründers Henry Ford: "Wenn ich meine Kunden gefragt hätte, was sie hätten haben wollen, hätten sie gesagt: ein schnelleres Pferd!" Und genau dieser letzte Satz ist es, worum es eigentlich in solch einem Forschungslabor geht: Über den Tellerrand schauen und nicht einfach nur das besser machen, was gerade zur Hand ist.
Während sich das eine Labor-Team mit dem Sammeln und Auswerten von über 600 Fahrzeugdaten rund um den Globus beschäftig, kümmert sich ein anderes Team um Sensoren, die Fußgänger von Autos unterscheiden sollen. Um sicherzustellen, dass nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder erkannt werden, behilft sich das von Frauen dominierte Team mit einer kleinen Pappfigur des Schauspielers Matthew McConaughey.
Einen sogar für Laien spaßigen Job scheint wiederum das Team nebenan zu haben. Dort ist man in alter Playstation-GTA-Manier mit einem Männchen auf den wenig befahrenen Straßen einer Stadt unterwegs. Dabei werden aktiv ständig neue Situationen geschaffen, in denen das nahende Fahrzeug richtig reagieren muss.
Richtig Stimmung wird in dem ansonsten recht trist wirkenden Labor aber wohl erst dann aufkommen, wenn irgendwann einmal Kinder die beiden Gamepads in die Finger bekommen. Denn so schön und selbstfahrend die Zukunft dank der vielen klugen Köpfe im Silicon Valley auch werden wird - auf eines wird es wahrscheinlich erst einmal keine Antwort geben, wie eine Mitarbeiterin glaubt: "Kinder könnten, ach was rede ich, sie werden sich einen Spaß daraus machen, Autonome Autos zum Stehen zu bringen, sobald sie einmal raus haben, wie leicht das ist…"
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