Die USA stehen in diesem Monat einmal mehr im Fokus der Weltöffentlichkeit. Donald Trump wird am 20. Januar als neuer Präsident vereidigt - nicht ohne kurz vor der automobilen Auftaktmesse noch gegen die Autohersteller zu drohen, die im Nachbarland Mexiko ihre Produktionsanlagen erweitern wollen. Zeitgleich finden die von den meisten Amerikanern heiß geliebten Playoffs der Nationalen Football Liga statt. Eben da ist es gerade den Green Bay Packers gelungen, einen nahezu unmöglichen Wurf zu platzieren.
Am Ende kann es eben doch klappen. Und genau darauf hofft der Automobilhersteller Volkswagen, der zum Jahresstart 2017 insbesondere in den USA den Dieselskandal vergessen machen wollte. Mit nichts kann das leichter gelingen, als mit neuen Produkten. Und so überrascht es nicht, dass die beiden NAIAS-Neuheiten VW Tiguan (deutsche Version: Tiguan Allspace) und die sportliche R-Variante des VW Atlas SUV spitz auf den amerikanischen Markt gemünzt sind.
Wer weiter in die Zukunft schaut, der kann sich für den VW i.D. Buzz erwärmen, einen zweifarbigen Bus-Bruder des im Herbst vorgestellten Zukunftsmodells VW I.D. - natürlich rein elektrisch, komplett vernetzt und autonom fahrend. "Im Jahr 2020 startet die große Elektro-Offensive der Marke Volkswagen mit einer komplett neuen Fahrzeugarchitektur", sagt Volkswagen-Chef Herbert Diess: "Dann werden wir eine ganz neue Generation voll vernetzter, voll elektrischer Fahrzeuge auf den Markt bringen. Bis 2025 wollen wir eine Million Elektroautos pro Jahr verkaufen." Wenn dieser Wurf ins amerikanische Volk nicht sein Ziel erreicht, dann sind für Volkswagen nicht nur die Playoffs vorüber.
Aber auch sonst ist die Stimmung in den Cobo-Messehallen in Detroit überschaubar. Gerade die Anbieter hochpreisiger du exklusiver Fahrzeuge fehlen. Porsche, Maserati, Lamborghini, Jaguar oder Land Rover - niemand von ihnen wollte nach Motown Detroit.
Die deutschen Hersteller trommeln betont leistungsstark und in Sachen Elektrisierung ist abgesehen vom visionären VW Buzz mit seinen 394 PS und Reichweiten bis 600 Kilometern kaum etwas zu sehen. Ganz im Gegenteil: Die PS-Protze der Leistungsableger AMG (Mercedes-Benz), M (BMW) und S (Audi) ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, während die E-Mobile fast verschämt am Rand parken.
Die amerikanischen Hersteller bleiben blass. Ford zeigt seinen überarbeiteten Bestseller Ford F-150 und Chevrolet erneuert den Traverse - viel ist das nicht. Immerhin kündigt Ford - nur rund 20 Minuten südlich von Detroit in Dearborn beheimatet - an, den legendären Geländewagen Bronco als Weltauto zurück auf die Bühne zu bringen - aber erst 2020.
in Detroit IST zum ersten Mal der neue Fünfer aus dem Hause BMW zu sehen - komplett vernetzt und optisch kaum verändert
Dabei gibt es in Detroit dieses Jahr einen großen Jahrestag, denn die Messe feiert ihr 100jähriges Bestehen. Die einst als große Händlerveranstaltung gegründete Detroit Motor Show mauserte sich über die Jahrzehnte zu einer der wichtigsten Automessen der Welt. Seit 1989 ist sie unter dem noch heute gültigen Namen North American International Auto Show (NAIAS) bekannt.
Mehr selbst als in den vergangenen Jahren geben auf der Detroit Motorshow diesmal die deutschen Hersteller den Ton an. So ist in Detroit zum ersten Mal der neue Fünfer aus dem Hause BMW zu sehen. Komplett vernetzt und optisch kaum verändert soll er die weltweite Oberklasse ebenso erobern wie sein Vorgänger. Bis der 600 PS starke BMW M5 folgt, muss es der M 550i als Topmodel richten - mit 462 PS, doppelt aufgeladenem V8 und Allradantrieb.
Nicht weniger imposant präsentiert sich das neue E-Klasse Coupé, dass dem überarbeiteten Mercedes GLA ebenso die Schau stiehlt wie dem AMG GT C 50-Jahre-Edition mit bissiger Kühlermaske. Spektakulärer als alle Neuheiten der vergangenen Jahre präsentiert sich am Audi-Stand mit dem Q8 Concept die längst überfällige neue Designlinie. Bevor der Audi Q8 als Konkurrent für den BMW X6 und den Mercedes GLE Coupé im Frühjahr 2018 in den Handel kommt, muss für SUV-Fans der 354 PS starke SQ5 TFSI oder das A5 Cabrio reichen.
Für mächtig Aufsehen in der Cobo Hall sorgt der Kia Stinger. Eine Coupélimousine, mit der die Koreaner von unten an Modellreihen wie dem BMW 4er Gran Coupé oder einem Audi A5 Sportback kratzen. Der Stinger bietet 255 oder 365 PS, ein cooles Design und wahlweise Hinterrad- oder Allradantrieb. So kann man auch auf der NAIAS glänzen.
Ebenfalls schick und edel präsentiert sich der neue Lexus LS, der mit einer Länge von 5,24 Metern zum wiederholten Mal Modelle wie Mercedes S-Klasse, BMW 7er, Audi A8 und Cadillac CT6 angreifen soll. Das Basismodell hat einen 3,5 Liter großen V6-Doppelturbo, der seine 415 PS über ein zehnstufiges Doppelkupplungsgetriebe wahlweise an die Hinterachse oder bei der Allradversion an beide Achsen überträgt.
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