Kurz & bündig
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[+] Riesiges Platzangebot, großer Laderaum, gute Verarbeitung, variable Platznutzung |
[-] Unharmonisches Design, mittig angeordnete Instrumente, zu kurze Sitzflächen |
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Wenn man zum ersten Mal davor steht, mag man seinen Augen nicht recht trauen. Das ohnehin schon ziemlich aufgesetzte Heck wird gekrönt von einem wuchtigen Heckflügel. Gerade so, als ob knapp 2,2 Tonnen Fahrzeuggewicht bei der höchst erreichbaren Geschwindigkeit von 174 km/h den Anpressdruck eines Formel 1-Boliden bräuchten, um nicht abzuheben. Nur allzu gerne würde man selbst beim Importeur Kroymanns den Pürzel abschrauben, kaum dass eine Schiffsladung Rodius das europäische Festland erreicht hat - geht nur nicht: In dem Leitwerk steckt nicht nur die ganze Technik der dritten Bremsleuchte sondern auch die Vorbereitung für die in Heimatland Korea erhältliche Rückfahrkamera. So wirkt der Rodius hierzulande auf den ersten Blick wie der Manta unter den Großraumvans.
Wer sich an dem Flügel und der Panoramakanzel darunter nicht stört, wird beim Rodius viele andere gute Seiten entdecken. Das riesige Platzangebot zum Beispiel. In Korea läuft der Rodius als Elfsitzer. Das will SsangYong uns denn doch nicht zumuten: Bei uns kommt er als Siebensitzer in den Handel. Siebensitzer? Das sind doch die mit den Notsitzen in der dritten Reihe? Nicht beim Rodius. Dort gibt es auch ganz hinten noch vollwertige Sitze - inklusive Kopf-, Knie- und Ellenbogen-Freiheit. Nur sind die Sitzflächen ein wenig niedrig montiert und etwas kurz geraten - europäische Hintern sind nun doch ein wenig voluminöser.
Captain's Chair
Das Gestühl ist trotz allem bequem und bietet guten Halt. Club-Atmosphäre kommt auf, wenn man die beiden "Captain's Chair"-Einzelsessel der zweiten Reihe um 180 Grad dreht. Trotz der drei Sitzreihen ist in dem 5,13 Meter langen Auto, für das SsangYong die neue Fahrzeugklasse "VanLimousine" erfunden hat, reichlich Platz auch fürs Gepäck aller Passagiere: 875 Liter Volumen weist der Laderaum aus. Wenn man die hintere Sitzbank umklappt (geht mit wenigen Handgriffen), kommt man auf sagenhafte 3146 Liter.
Ansonsten gilt auch für den Innenraum: Man kann ihn mögen - muss aber nicht. Ärgerlich, dass Ssangyong die asiatische Krankheit mitmacht und die wichtigen Instrumente weg vom Fahrer in die Mitte des Armaturenbrettes rückt - da stimmt auch die gelbe Rose im Mini-Väschen neben dem Tachometer nicht gnädig. Tacho & Co. gehören direkt vor den Fahrer. Das Lenkrad läßt sich leider nur in der Höhe verstellen. Die Mittelkonsole ist aufgeräumt und ebenso leicht wie intuitiv bedienbar. Insgesamt wirkt das Innere des Rodius - bei zugegeben guter Verarbeitungsqualität - doch noch etwas einfach und unbeholfen.
"Torque on demand"
Der solide Fünfzylinder-Diesel unter der eigenwilligen Motorhaube, die mit ihrem wappenförmigen Grill etwas an einen zu groß geratenen Lancia erinnert, ist ein alter Bekannter aus dem Hause Mercedes-Benz. Die Koreaner bauen ihn in Lizenz. Zuverlässig ist er, aber nun eben auch schon etwas betagt. Der 2,7-Liter Common-Rail-Diesel leistet 120 kW/163 PS und schafft ein Drehmoment von 342 Nm ab 1800 U/min.. Das reicht für eine Beschleunigung des - schweren - Rodius von 0 auf 100 km/h in 14,4 Sekunden (alle Werte: Automatik-Version). Kein Renner, aber für so viel Masse doch ordentliche Alltagskost. Mit der Automatik schafft der Rodius 174 km/h Spitze. Wer mit der Hand schalten will, kommt auf maximal 169 km/h.
Optional und gegen Aufpreis gibt es den Rodius mit permanentem Allradantrieb. "Torque on demand" nennt Ssangyong das hauseigene System. Im Normalbetrieb agiert der Rodius fast als Hecktriebler - nur drei Prozent der Kraft werden an die Vorderräder geleitet. Je nach Bedarf und Fahrsituation ändert sich die Kraftverteilung zwischen den Achsen auf bis zu 50:50. Negativ: Der Motor schafft nur Euro-3. Für den Herbst kündigt Ssangyong ein Partikelfilter an. Der Verbrauch geht mit 9,9 Litern Diesel in Ordnung.
Entspanntes Fahren
Der Motor treibt den Rodius durchaus komfortabel an, nie hat man das Gefühl, einfach nicht vom Fleck zu kommen. Vor allem die - auch von Mercedes stammende - Automatik mit fünf Gangstufen ist gut für entspanntes Fahren. Ohnehin ist der Rodius eher ein Cruiser. Die Fahrwerksabstimmung ist zwar etwas weich geraten, aber durchaus noch nicht unangenehm. Bodenwellen und Fahrbahnunebenheiten steckt die Federung locker weg. Interessant ist der Van dank einer maximalen gebremsten Anhängerlast von 2,85 Tonnen und eines zusätzlichen Untersetzungsgetriebes auch für alle, die gelegentlich einen schweren Anhänger ziehen müssen.
Unterm Strich bietet der Rodius ein partiell ziemlich gewöhnungsbedürftiges Design aber auch viel Platz und Nutzwert für relativ wenig Geld. Das Grundmodell kostet - schon ziemlich komplett ausgestattet - 24.900 Euro. Die "S"-Version bietet zusätzlich Ledersitze, Klimaautomatik, Dachreling, Leichtmetallfelgen und mehr. Der "S"-Preis: 27.900 Euro. Sinnvoll sind Vierradantrieb (2500 Euro), Fünfstufen-Getriebeautomatik samt Tiptronic (2000 Euro) und das ärgerlicher Weise nicht serienmäßige ESP (650 Euro).
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