Jeder der großen deutschen Premiumhersteller sieht sich bei der Lichttechnik vorne. Dabei konnte Opel mit dem Duo Astra und Insignia bereits vor einigen Jahren mehr als einen Achtungserfolg erzielen. Und auch die neue Astra-Generation bringt die variable Matrix-Technik in das Volumensegment. Ford geht mit seinen Modellen in eine andere Richtung und passt seinen Lichtkegel künftig per GPS-Informationen der Fahrtrichtung an.
Um Gefahren bei Dunkelheit früher wahrnehmen zu können, erkennt das kamerabasierte Frontsystem, das derzeit in Fords Aachener Forschungszentrum auf Serienreife gebracht wird, Kreuzungen und Kreisverkehre an der Beschilderungen und erweitert den Lichtkegel entsprechend. Eine ähnliche Technik gibt es bereits bei anderen Herstellern. Ken Washington, Vizepräsident der Ford Motor Company und zuständig für den Bereich Forschung und Vorausentwicklung: "Das kamerabasierte Frontlichtsystem und die neue Spotlicht-Funktion stellen sicher, dass der Fahrer schneller auf Menschen oder Tiere aufmerksam wird, die eine Gefahr darstellen könnten".
Ähnlich wie bei BMW führt Ford auch ein System ein, das bis zu acht Risikoquellen zeitgleich identifizieren kann. Die beiden vorrangigen davon werden mit einem Lichtspot markiert und auf einem Monitor angezeigt.
Stehen keine GPS-Informationen zur Verfügung, bedient sich das System der Frontkamera im Fuß des Rückspiegels. Anhand dieser Daten passt es den Lichtkegel den Fahrbahnmarkierungen entsprechend an und prognostiziert den weiteren Straßenverlauf. In der nächsten Evolutionsstufe kann sich das System die Ausleuchtung häufig befahrener Strecken merken und gemeinsam mit den Navigationsdaten wieder abrufen.
Vergleichbare Systeme laufen bereits bei der Premiumkonkurrenz, die den Lichtkegel mit den Navigationsdaten abstimmt. Seit Jahren wird auf kaum einem Feld der Autotechnologie derart erbittert gekämpft wie in der Lichttechnik, die für den Wiedererkennungswert und die Zukunftsfähigkeit ein entscheidendes Element ist. So schwer Technologien oftmals zu visualisieren sind - Lichtsignaturen erkennt man. Und gutes Licht sorgt für Sicherheit - denn während bei Dunkelheit nur insgesamt 20 Prozent der Fahrten stattfinden, passieren in Deutschland dabei 40 Prozent der tödlichen Unfälle.
Im Herbst vergangenen Jahres hat sich Mercedes-Benz überraschend von der Lasertechnik verabschiedet, während BMW und Audi auf dem Gebiet weiter Gas geben. Stattdessen wollen die Schwaben den blendfreien Multibeam-LED-Scheinwerfer weiterentwickeln, der bisher allein im CLS verfügbar ist. Das Licht wird dabei ähnlich der Matrix-Scheinwerfer von Audi A7 oder A8 so fein gerastert, dass man nahezu immer mit Fernlicht unterwegs sein kann, ohne vorfahrende Fahrzeuge oder den Gegenverkehr zu blenden. Das sorgt für einen bedeutenden Sicherheitsvorteil in der Dunkelheit.
Stephan Berlitz, Leiter Audi Lichtentwicklung: "Halogenlicht wird es künftig bei Audi nicht mehr geben." Im November wird mit dem neuen Audi A4 auch in der Mittelklasse das variable Matrix-System eingeführt.
Der Mehrwert von Laserlicht für besonders weite Distanzen über 500 Metern ist ebenso umstritten wie teuer
"Preislich liegen Xenon- und LED-Scheinwerfer mittlerweile auf einem Niveau", sagt Uwe Kostanzer, Leiter Entwicklung Lichtsysteme bei Mercedes, "daher haben wir uns von dem Xenonlicht in der Entwicklung komplett verabschiedet." Selbst der Transporter der V-Klasse ist mit LED-Technik zu bekommen.
Bei den anderen Premiumherstellern sieht das nicht anders aus. Dort werden mittelfristig alle Marken auf LED-Module setzen, die ganz nebenbei weniger Bauraum und so mehr Gestaltungsmöglichkeiten bieten.
Die restliche Konkurrenz zeigt Licht und Schatten. Gerade Volumenherstellern bieten oftmals Halogen- und Xenonlicht an, während LED-Scheinwerfern den Topmodellen vorbehalten bleiben. Doch selbst Volumenmarken wie Peugeot, Volkswagen oder Ford ersetzen Xenonlicht Schritt für Schritt durch LED-Module an der Front, während sich bei den Rückleuchten die Licht emittierenden Dioden schon breiter durchgesetzt haben und OLED-Technik (organische LED) vor der Tür stehen.
Der Mehrwert von Laserlicht als zusätzlichem Fernlicht für besonders weite Distanzen über 500 Metern ist ebenso umstritten wie teuer. Aktuell kostet die Lasertechnologie, die im neuen Audi R8, BMW i8 oder dem 7er verbaut ist, rund das Zehnfache eines LED-Hochleistungsmoduls. Der Mehrwert beschränkt sich dabei jedoch auf einen extrem kleinen Bereich bei Überlandfahrten.
Die überarbeitete Mercedes S-Klasse oder die neue E-Klasse werden ab 2016 jedoch Multibeam-LED-Scheinwerfer bekommen. Statt der aktuell im CLS verbauten 23 LEDs wird das Lichtbild dann aus 84 Lichtinseln bestehen, die noch heller strahlen und den Vorausverkehr präziser als bisher aussparen. "Wir zeigen nicht nur den Hasen, der in 650 Metern auf der Straße sitzt. Bei uns sieht man dann auch das Reh am Straßenrand", sagt Daimler-Mann Gunter Fischer, der als Leiter Karosserieentwicklung auch für die Scheinwerfertechnik verantwortlich ist.
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