Es gibt unauffällige und es gibt auffällige Verkehrsteilnehmer. Die einen fließen mit dem Verkehr im grauen Einheitsbrei. Die anderen versuchen in jede noch so kleine Lücke hineinzuschlüpfen und hören sich dabei stellenweise an, wie ein heiserer Elefantenbulle in der Brunft. Doch es gibt noch eine weitere Gattung - und zu der gehört der neue Manhart MH2 400 WB. Diese Fahrzeuggattung ist erst auf den zweiten Blick als modifizierter und leistungsgesteigerter Sportler zu erkennen und dreht um die stets auffälligen Lückenflitzer noch Kreise.
Der auf einem BMW M235i Coupé basierende Wuppertaler schaut aus der Ferne dank seiner schwarzen Außenfarbe erst noch recht harmlos aus. Zugegeben, einen Bordstein oder die heimische Auffahrt, die mit dem Otto-Normal-Auto ohne probleme gemeistert wird, scheut der um 45 Millimeter tiefergelegte Flitzer wie sein Fahrer die limitierte Autobahn. Doch gibt sich seine um zwölf Zentimeter verbreiterte Karosserie erst bei einer näheren Inspektion zu erkennen.
Damit der Wide Body Kit mit seinen Aufsätzen, neuen Kotflügeln, Seitenschwellern und einem neuen Tankdeckel dennoch ein wenig zur Geltung kommt, wurde etwas mit gelber Folie nachgeholfen. Dieses grelle und sich vom Rest in black saphire metallic absetzende Gelb findet sich auch im Fahrzeuginneren wieder. Vor allem der strahlende Überrollbügel, dem die Rückbank zum Opfer gefallen ist, sowie diverse Designelemente sorgen im Innenraum für einen harmonisch, sportlichen Eindruck.
Wer jetzt glaubt, dass sich die gelbe Folie in der Windschutzscheibe spiegelt, der irrt. Anders, als so manchem Fahrzeughersteller mit seinen verchromten Lüftereinfassungen ist es Manhart gelungen, genau das zu vermeiden. Dass zum Beispiel auf dem ebenfalls angepassten Zündschlüssel oder auch den Türgriffen die Folierung noch nicht ihren perfekten Sitz gefunden hat, ist angesichts des gelungenen Gesamtpakets zu verschmerzen.
Sobald die Stadt mit ihren Straßeneinbauten und Schlaglöchern im Rückspiegel verschwindet, kann eine Ausfahrt in dem 430 PS starken 2er völlig schmerzfrei von statten gehen. Zur Not lässt sich das dreifach verstellbare Gewindefahrwerk ein wenig komfortabler einstellen. Das Knarzen des geschraubten Überrollbügels, die nach heißen Temperaturen gierende Sportbremsanlage mit 6-Kolben-Bremssätteln sowie das auf Ausdauer getrimmte manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe machen eines klar: Der Manhart MH2 400 WB will nicht nur anders, er kann es auch.
Sind Reifen und Bremsen erst einmal auf Temperatur, vermittelt der bis zu 320 km/h schnelle MH2 400 WB Sicherheit in jeder Fahrsituation
592 Newtonmeter Drehmoment bringen die auf geschmiedeten 20-Zöllern montierten 295er Breitreifen an ihre Haftgrenze. Das macht aber gar nichts, da sich der im Rennschalensitz mit 4-Punkt-Gurtsystem fest mit dem Auto verankerte Fahrer auf die Traktionskontrolle verlassen kann. Ein Blick auf den kleinen Zusatzbildschirm, der neben der Kühlwasser- und der Öltemperatur noch die Boostkraft in bar anzeigt, gibt Rennfahrern ausreichend Informationen über ihre heckangetriebene Rakete.
Sind Reifen und Bremsen erst einmal auf Temperatur gebracht, vermittelt der bis zu 320 km/h schnelle MH2 400 WB Sicherheit in jeder Fahrsituation. Wer es drauf anlegt und die Traktionskontrolle entschärft, kann mithilfe seines rechten Fußes nicht nur für eine stimmungsvolle Soundkulisse in Form eines brachialen Sechszylinder-Konzertes sorgen, sondern auch das Heck zum Tanz auffordern. Das 3,0 Liter große Triebwerk trötet aus den beiden 76 Millimeter-Downpipes vom allerfeinsten. Vor allem in Unterführungen und Tunnels erntet der stählerne Barde jede Menge Aufmerksamkeit.
Den Drehzahlmesser kurz vor den roten Bereich gejagt, geht der kleine Renner so giftig nach vorn, dass die Tachonadel schnell an ihre Grenze kommt. Das ist hingegen auch nicht allzu schwer, da das Tachoblatt bereits bei gemütlichen 260 km/h endet - ein der tatsächlichen Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h angepasstes Blatt kommt erst noch.
Der knapp 1,90 Meter breite Manhart-Bolide bringt aber nicht nur viel Kraft in Längsrichtung auf die Straße, sondern lässt sich mit seiner sehr direkten Lenkung auch Millimeter genau durch jede Spitzkehre pilotieren. Der Wendekreis hat zwar mit dem des ab 44.750 Euro teuren Basis M235i nichts mehr gemein. Doch anders als der Aufpreis für die Rund-Um-Modifikation verdoppelt er sich auch nicht gleich.
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