Kurz & bündig
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[+] Super Getriebe, schickes Design, ausreichend Platz für vier Erwachsene |
[-] Navigationssystem schwach, Türen scheppern beim Zuschlagen |
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"Der ist ja der Hammer! Auf den hat ganz Los Angeles gewartet!", sprudelt es aus Mark Shapiro heraus. "Eine Schande, dass wir ihn erst im Januar bekommen. Schon heute würden wir spielend drei oder sogar vier von ihm pro Woche verkaufen." Dass Mark Shapiro der Marketing- und Verkaufsmanager des größten Volkswagenhändlers im amerikanischen Santa Monica ist, verleiht dem auf Europäer äußerst aufgesetzt wirkenden Enthusiasmus zwar einen gewissen Grad an Subjektivität. Doch die Menschentraube, die sich im Nu um das neue VW Beetle Cabrio gebildet hat, spricht Bände. Der Neue im VW-Stall kommt an.
Der in seiner Topversion mit 147 kW/200 PS ums Eck flitzende und 221 km/h schnelle Fronttriebler kann aber mehr, als nur durch sein modernes und zugleich auch dem klassischen Käfer wieder näher kommendes Design glänzen. Der mit einem 2,0 Liter großen Vierzylindermotor bestückte Beetle beschleunigt mit 280 Nm Drehmoment in knapp sieben Sekunden von Null auf 100. Etwas langsamer öffnet das edel anmutende Stoffverdeck. Nach 9,5 Sekunden und bis Tempo 50 ist der Blick in den Himmel frei. Das Schließen dauert zwar 1,5 Sekunden länger, doch dürften die elf Sekunden auch bei einem Platzregen völlig ausreichen.
Das neue Beetle Cabrio, das in Deutschland im Februar 2013 auf den Markt kommt, ist in der Länge um 15,2 Zentimeter auf 4,25 Meter gewachsen. Und auch seine um 8,4 Zentimeter angewachsenen Hüften lassen den 1,81 Meter breiten Beetle noch in jede Norm-Parklücke rangieren. Dank seiner mit 1,47 Metern um fast drei Zentimeter flacher gewordenen Silhouette wirkt er zudem etwas maskuliner als noch sein direkter Vorfahre.
Was gleichzeitig nicht heißen soll, dass in dem Viersitzer nur noch Einkaufstüten auf die hinteren Sitze und in den Kofferraum ein paar Badelatschen passen. Ganz im Gegenteil finden auch hochgewachsene Mitfahrer im Fond ausreichend Platz für eine Spritztour - selbst bei geschlossenem Dach. Der Kofferraum ist um spürbare 24 Liter auf 225 Liter erweitert worden. Pfiffig ist die Windschottunterbringung gelöst, die zuvor eher Kopfzerbrechen bescherte. Es lässt sich nun einfach in einer flachen und an der Decke des Kofferraums befestigten Plastikverschalung verstauen.
Ohne viel Schnickschnack
Gar nicht aus Plastik ist das Sportfahrwerk des 1,5 Tonnen schweren Cabrios, das sich trotz einer auf Kopfsteinpflaster deutlich zu spürenden sportlicheren Abstimmung auf jedem anderen Untergrund von seiner besten Seite zeigt. Im Zusammenspiel mit der sehr direkten Lenkung und des Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebes mit wählbarem Sportmodus werden kurvenreiche Landstraßen zur natürlichen Umgebung des offenen Käfers. Kein Versetzen, keine Beschleunigungslöcher - der Neue funktioniert. Bei einem Preis von 31.250 Euro für die Topversion ohne viel Schnickschnack muss diese Qualität allerdings auch zu erwarten sein.
Einen Schatten auf die Qualität werfen die Türen, werden sie mit Schwung ins Schloss zurück befördert. Der berühmte Spruch von VW-Chef Martin Winterkorn, in einem Hyundai sitzend, "da scheppert nichts", würde hier nicht fallen. Und auch das deutlich zu kleine Handschuhfach kratzt ein wenig am ordentlichen Gesamtauftritt. Selten traf die Bezeichnung so zu wie hier: Ein Paar Handschuhe passt tatsächlich hinein - mehr aber auch nicht.
Sehr positiv fällt hingegen die wie bei jedem VW zwar immer noch recht spärliche, aber dank des Berganfahrassistenten doch mit ein paar hilfreichen Tools gespickte Serienausstattung auf. Auf das knapp 2.000 Euro Aufpreis teuere Navigationssystem kann man allerdings ruhigen Gewissens verzichten. Das Geld ist besser in die optionalen Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht für 760 Euro, das schlüssellose Schließ- und Startsystem für 370 Euro und das 325 Euro teure Windschott investiert. Für den Rest darf es ein mobiles aber bestimmt benutzerfreundlicheres Navigationssystem sein.
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