Kurz & bündig
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[+] Reichlich Platz, hoher Fahrkomfort, sehr gut verarbeitet, leise auch bei hohem Tempo, kraftvoller Basis-Diesel, hohes Sicherheitsgefühl, Allradantrieb mit ausgezeichneter Traktion |
[-] Hoher Preis, hoher Verbrauch, unübersichtlich und wenig handlich, Basis-Diesel nur für die Kurzversion lieferbar |
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Bislang gibt es den schwäbischen Mega-Kombi nur mega-kräftig: Als Diesel mit 224 PS oder Benziner mit 272 und 306 PS. Mit der "nur" 190 PS starken Diesel-Version R 280 CDI will Mercedes ab dem Herbst die schwach angelaufene R-Klasse schmackhafter machen. Denn nur wenige Daimler-Gäste bestellen das R-Menu. Knapp 2400 neu zugelassene Fahrzeuge zählte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) im ersten Halbjahr 2006. Der SUV-Bruder ML etwa verkaufte sich viermal soviel.
Dabei ist der große Benz eine imposante Erscheinung. Er dürfte genau den Nerv der Leute treffen, denen ein Kombi zu klein, ein Van zu langweilig und ein SUV zu protzig ist. Die Sitzposition ist nicht so hoch wie in einem SUV und vermittelt nicht dessen "King of the Road"-Feeling. Aber man fühlt sich in der R-Klasse angenehm sicher - so als würde man ein Stückchen über dem Verkehrsgeschehen dahin gleiten. Das Platzangebot ist schon in der Kurzversion so, wie man es von außen erwartet – riesig. Die Executive Chairs mit Armlehnen sind serienmäßig an Bord und bieten bequemen Sitz mit gutem Seitenhalt.
Rüstungs-Wettlauf
Die R-Klasse ist ein 4+2-Sitzer. Die hinteren Sitze lassen sich auf Schienen verschieben, so dass man die Beinfreiheit ins schier Unermessliche steigern kann. Der Preis dafür ist, ähnlich wie im Renault Espace, ein flacher Fußraum. So müssen große Passagiere mit leicht angewinkelten Knien reisen. Allerdings kann man Ermüdungserscheinungen durch bequemes Ausstrecken vermeiden. Die letzte Sitzreihe verschwindet mit einem Handgriff komplett im Kofferraumboden.
Das Kofferraumvolumen klettert bei komplett versenkten Rücksitzen auf 2385 Liter (Langversion), das sind über 400 Liter mehr als beim E-Klasse T-Modell mit 1950 Litern. Ein feiner Zug ist der elektrische Öffnungs- und Schließmechanismus für die wuchtige Heckklappe.
Für die Sicherheit hält die R-Klasse Frontairbags, Seitenairbags vorn sowie Fenster-Airbags für alle Sitzreihen serienmäßig bereit. Hintere Seitenairbags kosten ebenso Aufpreis wie Kopfstützen mit Schleudertrauma-Schutz, die bei Volvo serienmäßig an Bord sind.
Die Serienausstattung des mit 49.068 günstigsten R-Modell 280 CDI ist für diese Preisklasse alles andere als überragend. Aufrüsten läßt sich der R 280 CDI allerdings beliebig - vor allem in Sachen Komfort. Multi-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung und –kühlung, beheiztes Lenkrad, Spracherkennung, Bluetooth-Schnittstelle für das eigene Handy, Rückfahrkamera – die R-Klasse befriedigt viele Extrawünsche, für die man allerdings selbst beim fast 97.000 Euro teuren Top-Modell von AMG oft saftige Aufpreise zahlen muss. Auch Bi-Xenon-Beleuchtung mit dynamischem Kurvenlicht kostet extra. Citroëns Luxus-Kreuzer C6, der für vier Personen ebenfalls viel Komfort und Platz sowie einen ähnlich starken Diesel-V6 bietet, bringt dieses und andere Extras bereits in der Basis-Version mit.
Filet a la diesel
Apropos Diesel-V6 – bei mindestens 2,2 Tonnen Fahrzeuggewicht stellt sich die Frage, ob der 190 PS starke R 280 CDI für ein ausreichendes Sättigungsgefühl sorgt. Wir können Entwarnung geben: Der Basis-Diesel ist ein echtes Filetstück und für flottes Reisen völlig ausreichend. Das maximale Drehmoment von 440 Newtonmetern liegt schon bei niedrigen Umdrehungszahlen an und garantiert kräftiges Vorwärtskommen. Die seidenweiche Siebengang-Automatik unterstützt die Laufruhe perfekt. Erst bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn geht der Maschine etwas die Puste aus. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 210 Km/h, für die Beschleunigung von 0 auf 100 braucht der schwere Wagen knapp 10 Sekunden. Der Verbrauch ist mit durchschnittlich 9,3 Litern recht üppig.
Beeindruckend ist die niedrige Geräuschkulisse. Der Motor summt kräftig, aber leise vor sich hin. Selbst bei hohem Tempo braucht man seine Stimme zur Unterhaltung mit den Mitfahrern kaum anzuheben. Auch das Fahrwerk taugt zum idealen Reisebegleiter. Es glättet gekonnt alle Unebenheiten. In Kurven neigt sich das 2,2 Tonnen schwere Gefährt ziemlich zur Seite, bleibt aber weit entfernt vom schwammigen Fahrverhalten vieler SUVs. Für zusätzliche Fahrstabilität sorgt der serienmäßige permanente Allradantrieb. Hat man 1276 Euro übrig, kann man sich das Airmatic-Paket mit Luftfederung und adaptiven Stoßdämpfern gönnen, die ihren Härtegrad an die jeweilige Fahrbahnsituation anpassen.
Übrigens: Nachschlag gibt’s bei Mercedes immer. Wem weder der R 280 CDI noch der 320 CDI oder die bisherigen Benziner reichen, der kann sich bald auch den R 63 AMG auf den Teller schaufeln lassen. Der schöpft aus 6,3 Litern Hubraum 510 PS und rennt in 5 Sekunden auf 100. Da reißt einen nicht nur die Beschleunigung in die Sitze. Wenn man Vollgas gibt und dann den Fuß blitzschnell vom Pedal nimmt, haut es einen fast in die Sicherheitsgurte. Der Preis für die Extraportion Adrenalin ist - abgesehen vom happigen Eintrittsticket (mindestens 96.976 Euro) - ein Verbrauch jenseits von gut und sparsam. 16,3 Liter im Durchschnitt lautet schon die Werksangabe - bei sportlicher Fahrweise zeigt der Bordcomputer, dass sich das locker steigern lässt.
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