"Wir stimmen alle unsere Fahrzeuge auf der Nordschleife ab." GM-Pressesprecher Frank Klaas wird nicht müde zu betonen, dass bei Opel seit einiger Zeit ein anderer Wind weht: "Die OPC-Modelle sind bei uns als Marke in der Marke besonders wichtig. Sie zeigen unser Potential, unsere Sportlichkeit.“ Die Ära von müden Modellen, klappernden Innenverkleidungen und hinterher hinkender Motorentechnik sind bei Opel vorbei. Jetzt muss nur der Kunde noch aufwachen - und Opel als Marke mit einem neuen Gesicht erkennen.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Der Spaßableger des Opel Performance Centers (OPC) wurde kurzerhand frisch in das Unternehmen Opel integriert und mit wichtigen Aufgaben bedacht: Die Fahrzeuge mit dem blauen OPC-Schriftzug sollen es AMG, quattro GmbH oder M-Familie nachmachen und der gesamten Modellpalette mehr Kontur geben. Wenn sportliche Versionen vom Astra oder dem Familienvan Zafira auf der Nordschleife zu den schnellsten ihrer Zunft gehören, dann sollten auch die Versionen von der Stange keinen Vergleich scheuen müssen.
Die Konkurrenz schaut her
Öffentlichkeitswirksam setzte man zuletzt den Markenbotschafter und Rennfahrer Manuel Reuter hinter das Steuer eines familienfreundlichen Opel Zafira OPC und ließ ihn auf der Nordschleife des Nürburgringes die Porsche dieser Welt das Fürchten lehren. Unterm Strich stand eine Hammerzeit: Mit 8:54,38 Minuten muss man sich selbst gegenüber waschechten Sportwagen nicht verstecken. Auch der 240 PS starke Astra OPC ist der schnellste seiner Hubraumklasse.
Opel und die Traditionsrennstrecke gehören seit Jahren zusammen. Das soll endlich auch der Kunde merken. Lange Jahre hatte man das bei den Opelanern vernachlässigt und verschwand von den Einkaufslisten vor allem der jüngeren Kundschaft.
Mit Modellen wie dem Zafira, dem Meriva oder dem Astra TwinTop ist das anders geworden. Man bekennt sich wieder zur längst vergessenen Sportlichkeit und trägt sie stolz an die Öffentlichkeit.
Mit Vorfreude warten viele Automobilfans schon auf den neuen Roadster Opel GT, der im nächsten Frühjahr auf den Markt kommen soll. Bleibt abzuwarten, ob mindestens 30.000 Euro nicht zu viel sind für einen Roadster mit dem Blitz im Kühlergrill. 260 PS und Heckantrieb lassen jedoch einiges vermuten und selbst in München oder Stuttgart wird Rüsselsheim wieder als ernsthafter Automobilstandort wahrgenommen.
Das soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch viel zu tun ist, bis man wieder in der ersten Reihe fährt. Den SUV-Trend hat man in Deutschland mit dem Frontera eingeleitet - nur, um ihn dann firmenintern verbrabbeln zu lassen. Viel zu spät kommt mit dem Antara nun ein Nachfolger. Für den gibt es als Konkurrenten nur den BMW X3 und die starke Asien-Konkurrenz.
Design macht sportlich
Problemgruppe bleiben bei Opel die größeren Modelle. Dem Vectra werden branchenintern seit Jahren gute Noten gegeben. Bei den Händlern jedoch tut er sich auch nach der jüngsten Modellpflege überaus schwer.
Der Kunde fährt lieber 3er-BMW oder einen schnittigen Audi A4. Autokauf ist eben Imagekauf. Geht es um größere und PS-stärkere Autos, werden auch Themen wie Heck- und Allradantrieb auf das Tableau kommen müssen.
Die sportlichen Versionen von Astra OPC und Vectra OPC haben kaum Schwächen – abgesehen vom bisweilen überforderten Frontantrieb. Hier ist die frontgetriebene Konkurrenz mit 4x4-Optionen deutlich weiter. Gerade bei den PS-starken Modellen muss in der nächsten Generation ein besseres Konzept folgen. Auch bei den Alternativantrieben hält man sich bislang noch zu bedeckt.
Der Schlüssel zum Erfolg ist nicht zuletzt das Design. Mit dem neuen Astra ist Opel ein großer Wurf gelungen. Auch Zafira und der neue Corsa zeigen, dass man auf einem sehr guten Weg ist. So dynamisch und charakterstark hätte man sich die Opel-Modelle auch in den 90er Jahren gewünscht. Bekanntlich ist es überaus schwer, einmal verlorene Marktanteile zurückzuholen. So muss mehr kommen, als nur gute Autos. Gerade beim Thema Sportlichkeit gibt es viel aufzuholen. Und da ist die Nordschleife immer noch die beste Visitenkarte.
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