Die Optik eines gebrauchten Fahrzeugs ist seine Visitenkarte. Jedoch sollte man sich nicht vom frisch polierten Lack blenden lassen, sondern die Außenhaut genau unter die Lupe nehmen. Am besten bei gutem Wetter und unter freiem Himmel. So wird der Blick auf Lackfehler oder kleine Dellen nicht getrübt. Selbst kleinste Unregelmäßigkeiten oder Lacknebel an Fenstergummi oder Leisten können ein Hinweis auf einen Unfall sein.
Indizien für eine hohe Kilometerleistung und viele Autobahnstunden ist auffallend viel Steinschlag. Um Korrosions-Schäden zu entlarven, sollten vor allem die Kotflügel, die Kanten und Falze an den Türen, die Türschweller, die Bodenbleche im Innenraum (Teppiche oder Matten hochheben), die oberen Aufhängungen der Federbeine und - soweit möglich - auch der Zustand des Unterbodens penibel überprüft werden. Besonderes Interesse gilt auch den Spaltmaßen bei Türen, Kofferraumklappe und Motorhaube.
Thema Gewährleistung
Beim Motorraum zählen neben dem ersten Eindruck primär der Zustand der Schläuche und der Stand der Flüssigkeiten bei Öl, Kühlmittel, Bremse, Servolenkung und Batterie – alles Gradmesser für Pflege und Wartung. Darüber hinaus deuten beispielsweise Ölspuren im Kühlwasser auf einen Defekt der Zylinderkopfdichtung hin.
Anschließend ist ein Blick auf die Reifen ratsam. Ein unregelmäßig abgefahrenes Profil kann Schäden am Fahrwerk signalisieren. Dellen, Risse und Schrammen in den Felgen zeugen von Randstein-Kollisionen.
Ein Blick ins Serviceheft gibt Aufschluss über Kilometerstand, durchgeführte Inspektionen und Reparaturen. Die Zahl der Vorbesitzer geht aus dem Fahrzeugbrief hervor. Bei Briefen der alten Generation sind bis zu sechs Vorbesitzer eingetragen, die neuen Fahrzeugbriefe nennen maximal zwei Vorbesitzer. Vom Rechtsverhältnis des Verkäufers zum angebotenen Fahrzeug, also Händler oder Eigentümer, hängt übrigens die Gewährleistungspflicht ab. Seit 2002 gilt für gewerblichen Handel eine Gewährleistung von einem Jahr.
Bei der Probefahrt sollten auch Beleuchtung, Scheibenwischer, Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlage sowie alle Hebel und Instrumente im Armaturenbrett gecheckt werden. Mit dem Anlassen des Motors haben dann Radio sowie Verkäufer Sendepause, Fenster bleiben geschlossen und die Lüftung ausgeschaltet – schließlich sollen sich die gespitzten Ohren auf ungewöhnliche Geräusche konzentrieren können.
Vorsicht vor schwarzen Schafen
Die Kupplung muss ohne Rubbeln und Durchrutschen ihren Dienst tun, die Handbremse fest arretieren und die Fußbremse gleichmäßig und kräftig zupacken. Die Gänge sollten sich ohne Hakeleien und kratzende Geräusche einlegen lassen. Das Lenkrad darf nicht flattern und das Bremspedal nicht pulsieren - andernfalls sind womöglich die Räder schlecht ausgewuchtet oder die Bremsscheiben beschädigt.
Erst wenn alle Tests bestanden sind, geht es an die Unterzeichnung des Kaufvertrags, in dem Bezeichnungen wie "Bastlerauto" – Synonym für gravierende Schäden bis hin zum Totalschaden – genauso wenig verloren haben wie der ähnlich zu wertende Zusatz "als Teileträger verkauft". Ganz wichtig ist auch die eindeutige und schriftliche Zusicherung der Unfallfreiheit.
So stehen die Chancen gut, dass man an dem neuen Gebrauchten seine Freude hat. Wer unsicher ist, sollte jedoch einen fachkundigen Begleiter zur Besichtigung mitnehmen oder den Wagen einem neutralen Check unterziehen. Den führen zahlreiche Prüforganisationen wie ADAC, TÜV oder Dekra durch.
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