Der Oldtimer-Grand-Prix auf dem Eifelkurs ist seit Jahr und Tag eine der größten historischen Rennsportveranstaltungen der Welt. Kein Wunder, dass jeweils hunderte von Piloten mit ihren betagten Schmuckstücken in die Eifel reisen, um sich bei 20 höchst unterschiedlichen Rennläufen zu messen. Das interessanteste Rennen der Veranstaltung findet jedes Jahr bereits am Freitagnachmittag statt: Dann gehen knapp 200 Oldtimer verschiedener Epochen beim historischen Marathon gleichzeitig auf die kurvenreiche und gefährliche Nordschleife.
Historische Boliden wie Volvo P 1800, Alfa Romeo 1600 GTA, Lotus Elan oder Jaguar E-Type bekommen die Zuschauer nicht alle Tage auf so einer Rennstrecke zu sehen. Hinter dem Volant der Rennwagen sitzen zahlreiche Nordschleife-Kenner - unter ihnen auch mal wieder Walter Röhrl. "Ich war sechs Jahre nicht beim Oldtimer-Grand-Prix". sagt er, "und ich freue mich richtig darauf, wieder dabei zu sein - und das vor allem auf einem 911er."
In dem Vier-Stunden-Rennen können Piloten wie er das Beste aus sich und den GT-Rennern herausholen. Besonders spannend ist das, wenn wie in diesem Jahr das Eifelwetter seinem schlechten Ruf alle Ehre macht und das Rennen zu einer Lotterie werden lässt. Mit knapp zwei Minuten Vorsprung konnte die erfahrene Fahrerpaarung Frank Stippler und Marcus Graf von Oeynhausen unter den schwierigen Bedingungen den Gesamtsieg erringen. Der Langstrecken-Triumph im grünen Jaguar E-Type des Gotcha Historic Racing Teams passte vortrefflich zum 50. Geburtstag der britischen Sportwagenikone. Walter Röhrl belegte zusammen mit seinem Teamkollegen Armin Zumtobel Platz vier auf einem 1965er Porsche 911.
Neben dem historischen Marathon auf der Nordschleife waren das Revival um die deutsche Rennsportmeisterschaft der Jahre 1972 bis 1981, der Youngtimer-Sprint oder das World Sportscar Masters Höhepunkte des regenreichen Wochenendes.
Mit Funzeln in die Nacht
Kaum weniger spektakulär zeigte sich das Abendrennen der zweisitzigen Rennwagen und GT-Fahrzeuge bis 1961. Wem läuft es bei heißen Rennduellen unter ohrenbetäubendem Lärm zwischen Ford GT 40, Porsche 906 oder Ferrari 330 P3 nicht heiß und kalt den Rücken herunter? Wenn die Renner in der einsetzenden Dunkelheit mit ihren funzeligen Scheinwerfern die Start-und-Ziel-Gerade herabdonnern, kommt bisweilen echte 24-Stunden-Atmosphäre auf. Im Feld dabei sind auch so exklusive Rennlegenden wie der Mercedes 300 SL, der Jaguar C-Type oder ein seltener Veritas.
Doch die zahlreichen Rennserien, die am Samstag und Sonntag auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings Station machen, sind für viele der Autofans nur das unterhaltsame Rahmenprogramm. Denn die meisten Zuschauer kommen aus ganz Europa zum Ring, um die Objekte ihrer Begierde mal richtig anfassen zu können. Viele Automarkenclubs haben den Eifel-Termin längst zu ihrem Festwochenende im Jahreskalender auserkoren.
Nirgends sonst bekommt man auf einem Fleck derart viele Kleinserien und Einzelstücke zu sehen. Seltene Alfa-Romeos gibt es ebenso auf dem Gelände und den Parkplätzen rund um den Nürburgring zu bewundern wie unzählige Porsche-911-Generationen, renntaugliche Ford Capris oder bullige Renault 5. De Tomaso, Cobra, Matra oder MG drücken der Großveranstaltung in der Eifel genauso ihren Stempel auf wie eine Armee von TVR- und Bertone Fiat X 1/9.
Wie grandios wäre die Veranstaltung erst, wenn das Wetter einmal mitspielen würde? Doch vielleicht ist das neben den Fahrzeugen gerade der Charme des Oldtimer-Grand-Prix: Regen im August.
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